Das Silent Projekt – für mehr Inklusion gehörloser Kinder in der Familie | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Das Silent Projekt – für mehr Inklusion gehörloser Kinder in der Familie

April 2025

Mehr als 90 % der gehörlosen Kinder werden in hörende Familien geboren. Viele Eltern haben zu Beginn keine Vorkenntnisse in Gebärdensprache oder im Umgang mit Gehörlosigkeit und stehen vor großen Fragen.

Wie gelingt Kommunikation? Wie schaffen wir ein unterstützendes Umfeld? Wie können wir unser Kind stärken? Hier setzte das Erasmus+-Projekt Silent – Stärkung der Sprach- und Kommunikationskompetenzen und Förderung der Resilienz hörender Eltern gehörloser Kinder an. Ziel des Projekts ist es, hörende Familien auf ihrem Weg zu begleiten, Bewusstsein zu schaffen und inklusive Kommunikation von Anfang an zu fördern.

SILENT ist ein durch das Erasmus+ Programm kofinanziertes Projekt im Bereich der Erwachsenenbildung.
Zwischen November 2023 und April 2025 haben Partnerorganisationen aus Österreich, Slowenien, Portugal, Zypern, Nordmazedonien und den Niederlanden ein umfassendes, familienzentriertes Lernmodell entwickelt. Eltern, Geschwister und Großeltern werden aktiv einbezogen, damit ein inklusives und sicheres Umfeld für gehörlose Kinder entstehen kann. Ein besonderer Fokus lag auf der Bedeutung der Gebärdensprache als vollwertige, visuelle Sprache nicht als „letzte Option“, sondern als wichtige Ressource für viele gehörlose Kinder. Sie kann unterstützend zu Cochlea-Implantaten eingesetzt werden und bietet – unabhängig vom gewählten Kommunikationsweg – die Chance auf uneingeschränkte Teilhabe.

Die Projektergebnisse umfassen:

  • einen interaktiven E-Learning-Kurs für Familien und Fachkräfte
  • eine Videoreihe mit 100 grundlegenden Gebärden, die Eltern im Alltag mit ihren Kindern verwenden können – jeweils in der österreichischen, slowenischen, portugiesischen, zypriotischen und mazedonischen Gebärdensprache
  • das inklusive Bilderbuch „Nicht so still“, das Kindern Sichtbarkeit und Identifikation ermöglicht https://www.silent-project.online/de/not-so-silent

Alle Materialien stehen über die Projektwebsite kostenlos in sechs Sprachen zur Verfügung und können von Organisationen weiterverwendet werden: https://www.silent-project.online/de/outcomes .

Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit – u. a. Präsentationen bei internationalen Fachkonferenzen wie der FCEI in Bad Ischl oder Vorstellung im Europäischen Parlament gemeinsam mit dem Europaabgeordnetem Hannes Heide – sorgt das Projekt für nachhaltige Aufmerksamkeit. Die Bücher werden darüber hinaus kostenlos an Kindergärten, Hörfrühförderstellen, Elternorganisationen und Familien verteilt. So entsteht eine nachhaltige Wirkung und die Botschaft, dass Inklusion bereits in der Familie beginnt.

Veranstaltung Bildung wirkt in der Obersteiermark Ost: Das Bild zeigt Katja Lenic Salamun vom Verein Interaktion.
Katja Lenic Salamun ©Bildungsnetzwerk

Hintergründe: Warum dieses Projekt?

Mein Sohn Aron kam im Jahr 2020 gehörlos zur Welt. Bereits im Krankenhaus wurde das standardmäßige Hörscreening durchgeführt – mit einem auffälligen Ergebnis. Es folgten zahlreiche weitere Tests, bis schließlich die Gewissheit da war: Aron kann nicht hören. Die erste Zeit war geprägt von Schock, Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten. Wie sollte sein Leben aussehen? Wie würde Kommunikation funktionieren? Über 90 % der gehörlosen Kinder haben hörende Eltern, auch wir mussten uns völlig neu orientieren.

Heute, vier Jahre später, wünsche ich mir manchmal, ich hätte mir damals nicht so viele Sorgen gemacht. Mit dem Beginn der Hörfrühförderung kam die Sicherheit zurück und mit ihr das Vertrauen in Arons Weg. Aron spricht heute drei Sprachen: Slowenisch mit mir, Mazedonisch mit seinem Vater und Deutsch im Kindergarten. Zusätzlich lernt er dort auch die Gebärdensprache gemeinsam mit anderen Kindern, die ebenfalls gebärden. Wir haben uns für Cochlea-Implantate entschieden, um ihm den Zugang zur Lautsprache zu ermöglichen. Die Gebärdensprache sehen wir als wertvolle Ergänzung und wichtige Brücke zu einer vielfältigen Kommunikationswelt.

Ich wünsche mir, dass Kinder ganz selbstverständlich auch mit Gebärdensprache in Kontakt kommen, nicht nur mit Sprachen wie Englisch. Auch wenn sie nur von wenigen aktiv genutzt wird, bringt Gebärdensprache so viel Positives mit sich: Sie eröffnet neue Perspektiven, fördert Inklusion und zeigt Wertschätzung gegenüber anderen Lebensrealitäten.

Für Rückfragen zum Projekt:

Verein InterAktion
Rebenburggasse 5, 8793 Trofaiach | office@interaktion.org 
Verantwortliche Projektleiterin: Katja Lenic Salamun
katja.salamun@interaktion.org | +436644309278