Die neue PIAAC-Studie weist für Österreich aus, dass 29 Prozent – also fast ein Drittel – aller erwerbstätigen Erwachsenen in unserem Land über eine lediglich niedrige Lesekompetenz verfügen. Eine Verschlechterung in den letzten 11 Jahren von 11,9 Prozentpunkten. Signifikant sind die Ergebnisse der Statistik Austria in einzelnen Berufsgruppen bzw. Branchen mit mittleren und niedrigen Qualifikationsanforderungen – und in Österreich lesen Erwachsenen seltener.
Nach dem ersten Band des Nationalen Ergebnisberichts zur PIAAC-Erhebung 2022/23 (Programme for the International Assessment of Adult Competencies), der bereits Ende letzten Jahres erschien, liegt nun der zweite Band über die Grundkompetenzen von Erwachsenen vor. Der erste Teil der Studienergebnisse behandelte die Verteilung der Grundkompetenzen in Hinsicht auf Geschlecht, Alter oder Bildungsabschluss, im zweiten wurden vertiefende Analysen präsentiert wie die Zusammenhänge zwischen Grundkompetenzen und arbeitsmarktbezogenen Merkmalen oder das Leseverhalten in Freizeit und Beruf.
Im internationalen Vergleich der Kompetenzen in den Bereichen Lesen, Alltagsmathematik und Problemlösungskompetenz stehen diesmal 31 OECD-Länder (OECD = Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) – 2011/12 waren es 33. Insgesamt stehen in der aktuellen Stude 160.000 Befragte repräsentativ für 600 Millionen Erwachsene zwischen 16 und 65 Jahren. Die Daten für Österreich werden von der Statistik Austria erhoben, beauftragt vom Bundesministerium für Bildung (BMB) und dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK).
Seit der PIAAC-Studie 2010/11 klafft die Schere in der Lesekompetenz verschiedener Gruppen laut Statistik Austria noch weiter auseinander. Hat sich bei Personen mit hohen Bildungsabschlüssen keine nennenswerte Veränderung ergeben, so hat sich die Lesekompetenz bei Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen in Österreich massiv verschlechtert. Auch Unterschiede in verschiedenen Berufsgruppen sind im internationalen Vergleich ausgeprägt: die Lesekompetenz bei Personen in Dienstleistungs-, Handwerks- und Maschinenbedienungs- bzw. Montageberufen, bei Fachkräften in Land- und Forstwirtschaft sowie bei Hilfsarbeitskräften liegt signifikant unter dem OECD-Durchschnitt.
Starke Unterschiede bei Altersgruppen – Jugend verfügt über höhere Lesekompetenz
Die Altersgruppe zwischen 35 und 65 Jahren verfügt in Österreich über deutlich geringere Lesekompetenzen als der OECD-Durchschnitt. Erfreulich hingegen schneidet die Altersgruppe der 16- bis 24-jährigen Österreicherinnen und Österreicher ab: Laut der PIAAC-Erhebung 2022/23 sind sie beim Lesen besser als die entsprechende Altersgruppe im OECD-Durchschnitt. Das bedeutet, dass hierzulande auch der Kompetenzunterschied zwischen den Altersgruppen ausgeprägter ist als im OECD-Durchschnitt.
ÖsterreicherInnen lesen weniger
Spannend ist vor allem, dass wir in Österreich eine weit ausgeprägtere Verschlechterung in der Lesekompetenz als unsere deutschen Nachbarn aufweisen. Als eine der Ursachen kann sicher die Veränderung im Leseverhalten genannt werden, denn seit der letzten Studie lesen die Österreicherinnen und Österreicher sowohl im Beruf als auch in der Freizeit weniger als bisher (auch im Vergleich zu Deutschland), was den Kompetenzrückgang zumindest teilweise erklären könnte.
Dass finanzielle Situation und Lesekompetenz korrelieren bestätigen die Zahlen – die aktuelle PIAAC-Studie weist einen klaren Zusammenhang zwischen Bildungs- und Kompetenzniveau und höherem Einkommen aus. Bei Menschen ab 45 Jahren konnte auch ein deutlicher Bezug zwischen Lesekompetenz und Einschätzung der eigenen Gesundheit nachgewiesen werden.
Die Studie „Neue Ergebnisse der PIAAC‐Erhebung 2022/23“ finden Sie hier.Nähere Informationen zur Studie PIAAC Grundkompetenzen von Erwachsenen 2022/23:PIAAC: Grundkompetenzen von Erwachsenen – STATISTIK AUSTRIA – Die InformationsmanagerDie vollständigen Nationalen Ergebnisberichte finden Sie im Nationalen Erlebnisbericht, Band 1 sowie im Nationalen Erlebnisbericht, Band 2 .
Die Studie weist uns einen Status aus, die Motivlage der Menschen, also das „Warum“ kann hier nicht beleuchtet werden. Verschiedene interessante Forschungsfragen wurden nun abgeleitet und diesen gehen bis zum Jahresende verschiedene ExpertInnen nach. Als Ergebnis wird ein Expertenbericht für Dezember 2025 erwartet.
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