Die Natur ist für mich eine wichtige Kraftquelle und ein idealer Lernort
Gertrude Kröll, 49, bezeichnet sich als Naturmensch durch und durch. Das hat nicht nur mit ihrem Beruf als Lehrerin für Biologie und Umweltbildung zu tun; sie liebt grundsätzlich das Leben am Land, verbringt ihre freie Zeit vorwiegend in der Natur und damit, ihr Wissen rund um Pflanzen und Tiere zu erweitern. Dieses Wissen gibt sie gerne und immer wieder auch an ihre Mitmenschen weiter. Ganz nach dem Motto: Ich bin Biologin von Herzen – in der Schule und auch daheim.
Sie haben an einer „Wiesensafari“ teilgenommen. Wie sind Sie auf diese Veranstaltung gekommen?
Ich bin über das Unterrichts-Praktikum im Rahmen meiner Lehrerinnen-Ausbildung auf das Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark gestoßen. Von dort habe ich dann irgendwann den Newsletter abonniert, so bin ich jetzt über diverse Veranstaltungsangebote immer aktuell informiert. Und wenn mich dann etwas interessiert und es sich zeitlich ausgeht, dann nehme ich teil. So war es auch bei der „Wiesensafari“. Ich habe über das UBZ schon sehr viele Weiterbildungen gemacht. Nicht zuletzt auch, weil die Angebote sehr gut sind, meist am Nachmittag abgehalten werden – für mich ideal – und auch weil sie zudem auch noch recht wenig kosten.
Was war die Motivation, sich gerade für die „Wiesensafari“ zu entscheiden?
Ich habe so etwas Ähnliches schon während des Studiums einmal gemacht – und in bester Erinnerung. Der Hauptgrund war aber, dass die Veranstaltung in unmittelbarer Nähe zu meinem Wohnort angeboten wurde. Als Einheimische möchte ich einfach über meine Umgebung Bescheid wissen. Den Demmerkogel habe ich in dieser Form noch nicht betrachtet – das ist schon ein ganz besonderer Reiz. Dass ich nur 20 Minuten Anfahrtszeit hatte, war eine zusätzliche Motivation. Ebenso wie der Ökologie-Gutschein, den ich als Ökologie-Beauftragte unserer Schule, dem Bischöflichen Gymnasium, zur Verfügung habe und den ich für diese Veranstaltung einlösen konnte. Und: Man bekommt bei jeder Veranstaltung des UBZ ganz viele und tolle Unterlagen. Damit kann ich zuhause mein Wissen weiter vertiefen und ich kann sie auch für den Unterricht verwenden.
Worin liegt Ihr Interesse für dieses Thema grundsätzlich begründet?
Ich bin durch und durch Naturmensch. Und Biologin mit Herz – auch daheim. Ich lebe am Land, bin so oft es geht im Freien. Mich interessiert allen voran die heimische Pflanzen- und Tierwelt. Was man kennt, daran ist einem auch viel gelegen, das schätzt und schützt man dann auch. Mit meiner Begeisterung stecke ich oft auch Freunde, Bekannte und Nachbarn an. Die verwenden mittlerweile auch Vogelstimmen- und Pflanzen-Apps und gehen der Natur mit Begeisterung und Respekt auf die Spur. Ich erzähle ihnen aber auch, warum man alte Bäume liegen lassen, auf einen Rasenroboter verzichten und kein Gift spritzen soll. Weil mich die Leute als Biologie-Lehrerin und begeisterten Naturmenschen kennen, werde ich dahingehend oft auch etwas gefragt – und so gebe ich mein Wissen immer wieder auch weiter. Ich stecke die Leute also im positiven Sinne an.
Was hat Ihnen an dieser Veranstaltung besonders gefallen?
Dass man sich direkt vor Ort mit der Natur beschäftigt. Man setzt sich in eine wunderbare Wiese, macht einmal die Augen zu, hört – das ist ideal um runterzukommen, um bereit für die Beschäftigung mit der Sache zu werden. Und dann war das eine wunderbare Kombination aus Theorie und Praxis. Wir hatten Arbeitsblätter, wir haben aber auch Pflanzen gesammelt, bestimmt und besprochen. Wir haben behutsam Insekten gesammelt, unter der Lupe betrachtet und wieder (in die Natur) freigelassen. Wir haben mit Blättern und Ästen Tiere nachgebaut, Spiele gemacht und interessante Methoden kennengelernt, wie man Menschen – vor allem auch Kinder – für die Natur begeistern kann.
Ist die Natur als Bildungsort für Sie grundsätzlich reizvoll?
Reizvoll und sehr, sehr wichtig! Für mich als Biologielehrerin aber auch privat. Ich marschiere zuhause täglich, wenn auch nur für zehn Minuten, um den Hof herum; schaue, was gerade wächst. Da gibt es immer etwas zu beobachten, zu entdecken und zu lernen. Denn wenn ich ein Tier oder eine Pflanze nicht kenne, schaue ich natürlich nach. Und so lerne ich mit jedem Spaziergang auch etwas dazu. Die Natur ist für mich ein schöner und idealer Lernort und eine wichtige Kraftquelle. Schon in meiner Kindheit habe ich gerne unter dem Nussbaum oder am Teich gelernt.
Trotz so viel Vorwissen – was haben Sie von dieser Veranstaltung für Ihren Alltag mitgenommen?
Viel, denn man lernt ja nie aus! Was meinen Beruf angeht, so habe ich viele Ideen bekommen, was man mit Schülern alles machen kann, um sie für die Natur zu begeistern und ihnen vor Augen zu führen wie wichtig es ist, Tiere und Pflanzen zu schützen. Und privat bin ich jetzt um ein Stück wissender, was meine Heimat angeht. Ich habe den Demmerkogel kennengelernt – und vor allem diese spezielle Wiese, die ja ein Naturschutzgebiet ist.
Würden Sie diese Veranstaltung weiterempfehlen. Und warum?
Ja, auf alle Fälle. Wie übrigens alle UBZ-Veranstaltungen; die sind immer großartig gemacht. Aber vor allem weil es eine einfache, unterhaltsame, spannende Art ist, seine Umgebung und die Natur kennenzulernen. Und weil man dann auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge bekommt; besser versteht, warum es diese Wiese gibt, welche Tiere hier leben, welche Pflanzen hier wachsen, warum man nicht darin herumtrampeln soll – und was das alles für unser aller Leben bedeutet.
Außerdem: Das ist auch finanziell gesehen eine sehr günstige Art, Wissen zu erweitern und Freizeit zu verbringen.
Warum halten Sie solche Veranstaltungen generell für wichtig?
Damit die Leute die Natur nicht vergessen. Damit sie lernen, was es hier alles gibt und wie alles zusammenhängt. Natur ist Leben. Das muss den Menschen bewusst sein, daher sollten noch viel viel mehr Leute zu solchen Veranstaltungen gehen. Dann würden hoffentlich auch so bedenkliche Aussagen wie „Die Vögel haben heute schon wieder in aller Früh so laut gezwitschert, dass ich nicht schlafen konnte“, seltener werden. Es geht einfach um das Aktiv-Werden und Sich-Interessieren. Und da helfen solche Veranstaltungen bestimmt.
Damit erklärt sich auch der Bildungsaspekt einer „Wiesensafari“?
Ja, natürlich! Und gerade auch, weil es die unmittelbare Umgebung betrifft. Dort, wo die Menschen zuhause sind, dort muss man ganz besonders schätzen was man hat und verstehen, warum es wichtig ist, Wiesen und Wälder zu schützen und zu erhalten. Es muss den Menschen bewusst werden, dass ihr tägliches Handeln mitentscheidend ist – sie müssen verstehen, warum der Hund nicht in der Wiese laufen soll, warum es besser ist, händisch zu mähen. Da denkt man oft zu weit über den Tellerrand hinaus und vergisst dabei die eigene Umgebung – und die Wirkung des eigenen Handelns.
Und – haben Sie schon das nächste Angebot im Auge?
Ja! In Herberstein widme ich mich demnächst dem Thema „Wildbienen“ und im Oktober den „Spinnen“. Das sind übrigens die einzigen Tiere, die ich nicht ausstehen kann. Aber vielleicht ändert sich das dann ja mit der Veranstaltung.
Wie wichtig ist Ihnen Lebenslanges Lernen?
Absolut wichtig! Man rostet ja sonst ein. Bei mir geht halt das meiste in Richtung Natur, aber ich versuche auch sonst stets gut informiert zu sein – wenn es beispielsweise um Bauprojekte oder einen Kraftwerkbau geht, hole ich dahingehend Informationen ein, lese und frage ich nach. Das ist wichtig für die Beteiligung, für die Mitsprache, speziell auch in der eigenen Gemeinde. Und dazu braucht man natürlich auch das nötige Wissen.
Welche Veranstaltungen im Rahmen der Erwachsenenbildung würden Sie sich wünschen?Grundsätzlich mehr Angebot am Land; da ist die Erreichbarkeit sicher ein Thema. Manches geht ja sehr unkompliziert auch online, aber die Präsenz hat schon einen besonderen Charme.
Wie schätzen Sie das Interesse für Weiterbildung generell ein?
Als sehr gering! Ich glaube, dass alles was links und rechts vom beruflich Notwendigen liegt, leider sehr wenig interessiert.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Ganz ehrlich gesagt habe ich da keine Erklärung dafür. Ich habe das Gefühl, dass sich viele Menschen gerade sehr auf den engsten Raum zurückziehen und generell wenig allgemeines Interesse zeigen. Es gibt da leider so eine „Mir ist alles wurst-Stimmung“ – selber nichts beitragen, nicht aktiv sein, aber auch auf nichts zu verzichten …
Was würde es brauchen, um hier eine Änderung zu erzielen?
Schlechtere Zeiten? Angebote sind ja da – in den Schulen, in der Erwachsenenbildung usw., aber es gibt wohl keine Notwendigkeit, mehr als das Notwendige zu tun.
Bildung wirkt … fördernd, aufbauend und nachhaltig auch in und für die Natur!
Das Interview erschien am 28. August 2024 auch in der Woche Steiermark. Vielen Dank an die WOCHE Steiermark für die Berichterstattung und Kooperation!
Weiterführende Informationen
Im Weiterbildungsnavi Steiermark finden Sie tausende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen. Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei! Hier finden Sie auch Informationen zu Angeboten im Bereich Natur, Umwelt und Klimaschutz.
Und wenn Sie noch nicht ganz wissen, welche Chancen es für Sie im Bildungskontext gibt: Information und Beratung zu allen Fragen der Aus- und Weiterbildung für Erwachsene erhalten Sie im Bildungsnetzwerk Steiermark anbieterneutral und kostenlos: