Bis 2023 sollen laut EU-Ziel 80 % der Erwachsenen über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen. Wie eine neue Studie der Gemeinsamen Forschungstelle der Europäischen Kommission (GFS) zeigt, ist man davon jedoch noch ein gutes Stück entfernt.
Für den Aufbau eines wettbewerbsfähigen, inklusiven und widerstandsfähigen Europa sind digitale Kompetenzen von entscheidender Bedeutung. Trotz Initiativen zur Unterstützung von Weiterbildung und Umschulung zeigt der Bericht „State of the Digital Decade 2024“, dass nur 55,6 % der erwachsenen Bevölkerung in der EU zumindest über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen. Ohne weitere Maßnahmen werden es bis 2030 nur 60 % der Bevölkerung sein.
Wissenschaft für die Politik
Die Hauptwebsite der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission, die GFS, stellt unabhängige, evidenzbasierte Wissenschaft und Wissen zur Verfügung und unterstützt die EU-Politik, um sich positiv auf die Gesellschaft auszuwirken.
In einer neuen Analyse der GFS wird ermittelt, welche digitalen Kompetenzen entwickelt werden müssen, welche Gruppen von Erwachsenen am dringendsten digitale Kompetenzen entwickeln müssen und welche Maßnahmen ihnen am meisten helfen würden.
Digitale Ausgrenzung
Menschen mit einem niedrigeren Bildungsniveau verfügen über geringeres digitales Wissen. Aber auch das Einkommen, der Beruf, ob man in der Stadt oder am Land wohnt, spielen eine wichtige Rolle bei der digitalen Ausgrenzung. Erwachsene in manuellen Berufen etwa betrifft diese noch stärker als jene, die nicht am Arbeitsmarkt teilnehmen oder arbeitslos sind.
Die angegebenen Faktoren wirken sich in Kombination ebenfalls stärker aus: In der Altersgruppe der 16-24-Jährigen verfügen 32 % über nur unterdurchschnittliche digitale Kompetenzen. Fallen Jugend und niedriges Bildungsniveau zusammen, erhöht sich dieser Wert auf 43 %.
Die Studie der GFS schlägt vor, sich besonders auf Erwachsene mit unzureichenden digitalen Kompetenzen zu konzentrieren, bei einer Schulung sollen die Erstellung digitaler Inhalte, die Sicherheit und Problemlösungsaktivitäten vorrangig sein. Bei der Jugend soll der Schwerpunkt stärker auf der Entwicklung digitaler Kompetenzen in der Pflichtschule und in der beruflichen Aus- und Weiterbildung liegen. Außerdem sind mehr Möglichkeiten, digitale Kompetenzen außerhalb der formalen Bildung zu erwerben, gefragt. Dabei geht es um die informelle Ausbildung aber auch um die Ausbildung am Arbeitsplatz.
Lebenslanges Lernen mit politische Unterstützung
Die Studie macht ein Mal mehr deutlich, dass digitales und lebenslanges Lernen Hand in Hand gehen. Die „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“, die im Mai letzten Jahres der Politik übergeben wurde, rückte auch das Thema der Digitalisierung ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. In einem kooperative Prozess an dem neben Vertretern der Erwachsenenbildung auch Gemeinden und ExpertInnen wie etwa der Historiker, Autor und Journalist Philipp Bloom mitwirkten, fokussierte die Steirische Erklärung – neben vielen anderen für die Erwachsenenbildung aktuell wichtigen Thematiken – auf Basiswissen im Bereich der Digitalisierung. Um zukunftsfit zu sein, wird sich die Erwachsenenbildung diesem Themenkomplex verstärkt widmen müssen, wobei die Unterstützung und Begleitung durch die EntscheidungsträgerInnen dabei unabdingbare Voraussetzung ist.
Rückfragen bzw. nähere Informationen: EU-Wissenschaftszentrum