Trendforschung als Wegweiser in der Wissensvermittlung für die Aus- und Weiterbildung | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Trendforschung als Wegweiser in der Wissensvermittlung für die Aus- und Weiterbildung

September 2024

„Um neuartige Lernstrategien zu entwickeln, ist es notwendig, einen zukunftsorientierten
Blick auf die Wissensvermittlung zu werfen und innovative Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen zu nutzen“, sagt Carmen Wachter. Mit ihrer Masterarbeit über Trends betrachtet sie die Erziehungs- und Bildungswissenschaften aus einem neuen Blickwinkel.

Carmen Wachter @ privat

Warum haben Sie sich in Ihrer Masterarbeit „Trendforschung als Wegweiser in der Wissensvermittlung für die Aus- und Weiterbildung“ gerade mit diesem Thema auseinandergesetzt?
Die Motivation für diese Arbeit resultierte aus der Beobachtung, dass Trends durch ihre inhärenten Eigenschaften in der Lage sind, große Zielgruppen zu erreichen und somit einen erheblichen Einfluss auf gesellschaftliches Verhalten und Entscheidungen auszuüben. Ziel war es, zu untersuchen, ob diese Eigenschaften der sogenannten „Trendeinflussfaktoren“ auch auf Lernprozesse/Lernmaterialien anwendbar sind, um damit eine breitere Masse von Lernenden anzusprechen.

Trendeinflussfaktoren [vgl. S. 62 in der Masterarbeit], wie beispielsweise Emotionen, Trigger, Geschichten und praktischer Nutzen nach Berger (2013), sowie der Stickiness Factor und Kontext nach Gladwell (2002), können auf vielfältige Weise in verschiedene Technologien implementiert werden. Die Technologie selbst stellt dabei keine limitierende Größe dar. Dieser Schluss kommt aus den Arbeiten von Niegemann und Weinberger (2020), welche darin eindrucksvoll illustrierten, wie Emotionen, das Design der Motivation von Lernmaterialien und Storytelling dazu dienen, Lernende auf emotionaler Ebene anzusprechen (vgl. Niegemann & Weinberger, 2020, S. 393 f, 417 f).

Bitte um Ihr Resümee: Was war Ihr persönliches Highlight?
Die wichtigste Erkenntnis meiner Arbeit ist, dass der Erfolg von Lerntechnologien und Lehrmaterialien nicht nur von der eingesetzten Technologie abhängt, sondern vor allem davon, wie Verhaltensmuster didaktisch integriert und angewendet werden. Wenn diese Verhaltensmuster richtig genutzt werden, können sie den Lernerfolg deutlich verbessern. Lehrmaterialien sollten daher nicht nur nach Inhalten, sondern auch im Hinblick auf unterstützende Verhaltensmuster gestaltet werden, die den Lernprozess optimieren. Dabei ist es wichtig, die ethischen Auswirkungen dieser Verhaltensmuster sowie den Einsatz von Technologie und künstlicher Intelligenz genau zu prüfen und zu überwachen, um deren verantwortungsvollen Einsatz sicherzustellen.

Die Betreuerin der Masterarbeit, Regina Mikula vom Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz betont, dass Trends in unterschiedlichen pädagogischen Feldern an Bedeutung gewinnen. Besonders deutlich mache dies zum Beispiel der Technologietrend der Digitalisierung, der Auswirkungen auf alle Bereiche des Bildungssystem habe: „Trends kräuseln sich also nicht nur an der Oberfläche der Gesellschaft, sondern wirken in allgemeinen Theoriekonzepten der Erwachsenenbildung ebenso wie in verschiedenen Lerntheorien, die auf spezielle Zielgruppen fokussieren.“

Zusammenfassung der Masterarbeit
Trends haben die inhärente Eigenschaft, ein breites Publikum zu erreichen. Die Ausgangshypothese basierte auf der Annahme, dass diese Eigenschaft auch eine breite Masse von Lernenden ansprechen und daher für die Wissensvermittlung von Relevanz sein kann. Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, diese Eigenschaften, den sogenannten Trendeinflussfaktoren, zu identifizieren und ihre praktische Anwendbarkeit für die Bildungswissenschaft zu untersuchen. Hierbei wurde die objektive Hermeneutik [Hermeneutik bedeutet hier, etwas erklären oder auslegen. Anm. der Red.] und eine induktive Herangehensweise verwendet. Zunächst wurden verschiedene Studien zu Trendeinflussfaktoren analysiert, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Dabei zeigte sich, dass trotz teilweiser Überschneidungen relevante Trendeinflussfaktoren identifiziert werden konnten. Im nächsten Schritt wurde die Verbindung zwischen diesen Faktoren und dem Lernen erforscht. Durch eine induktive Herangehensweise konnte der gemeinsame Nenner, nämlich die Entscheidungsfindung, zwischen dem Lernen und den Trendeinflussfaktoren, ermittelt werden. Es wurde festgestellt, dass die Entscheidungsfindung im praktischen Lernumfeld mithilfe von Heuristiken Anwendungen finden können. Abschließend wurde die Anwendbarkeit dieser Erkenntnisse auf das praktische Lernumfeld untersucht und kritisch reflektiert.

Weitere Informationen, den englischen Abstract und den Download zu dieser Arbeit finden Sie unter Hochschulschriften / Trendforschung als Wegweiser in der Wissensvermittlung für die Aus- und Weiterbildung (uni-graz.at)

Für Rückfragen steht Carmen Wachter gerne unter Ihrer E-Mail-Adresse wachter.carmen@gmail.com zur Verfügung.

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