Europäisches Jahr der Kompetenzen: „Kampf dem digitalen Analphabetismus“ | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Europäisches Jahr der Kompetenzen: „Kampf dem digitalen Analphabetismus“

Mai 2023

Presseinformation zum Europatag am 9. Mai

Am Europatag, 9. Mai, fällt der offizielle Startschuss für das „Europäische Jahr der Kompetenzen.“ Ein Jahr ganz im Zeichen der Bildung – und ganz speziell auch der digitalen Kompetenzen. Das Bildungsnetzwerk Steiermark weist in diesem Zusammenhang auf die landesweiten Weiterbildungsmöglichkeiten hin und zeigt an praktischen Beispielen die vielen negativen, aber auch positiven Auswirkungen digitaler Grundbildung auf den Alltag der Menschen.

Vermehrt Beschwerden bei der Antidiskriminierungsstelle. „Ob beim Arzt, bei der Bank, bei Behörden – viele Beschwerden betreffen das Ausfüllen von Online-Formularen, aber auch Online-Buchungen und die Nutzung von Apps stellen für Menschen vermehrt Hürden dar; vor allem weil es oftmals gar keine analoge Alternative mehr gibt“, verbucht Daniela Grabovac, Leiterin der steirischen Antidiskriminierungsstelle, verstärkt Probleme im Umgang mit digitalen An- und Herausforderungen. Und sie beobachtet leider auch, „dass Menschen, die sich digital nicht kompetent fühlen, mittlerweile in vielen Bereichen des Lebens auf der Strecke bleiben. Das löst bei Betroffenen zudem das Gefühl aus, von der Welt ausgeschlossen zu sein – gepaart mit der Scham, diesbezüglich Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.“ Eine gefährliche Spirale! Daher appelliert Grabovac: „Es besteht dringender Bedarf für einen offenen Umgang mit diesem Thema sowie Bildung, Weiterbildung und Stärkung der digitalen Kompetenzen.“

Menschen ohne digitale Kompetenzen bleiben auf der Strecke. Was das heißt, kennt beispielsweise Valentina Pettinger, Geschäftsführerin von nowa, dem Verein für Erwachsenenbildung, Gleichstellung und Frauen nur zu gut aus ihrer Praxis: „Wir sehen immer wieder, dass Menschen, die noch nicht mit den digitalen Medien aufgewachsen sind, im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleiben. Besonders häufig sind ältere Personen betroffen. Ob rasche Übermittlung des Arztbefundes, günstiger Ticketkauf oder Hotel-Buchungen – fehlen digitale Grundkenntnisse, tun sich die Menschen nicht nur schwer, sie sind dann vielfach auch von zeitgemäßem Service beziehungsweise von diversen (Preis-)Vorteilen und generell von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen.“

Wachsende Gefahr: mangelndes Wissen rund um Internetsicherheit. Auch Aktivcoach und psychologische Beraterin Andrea Glehr-Schmit kennt Probleme rund um fehlende digitale Kompetenzen aus ihrer Praxis: „Sind oder waren die Menschen beruflich mit der digitalen Welt konfrontiert, fallen ihnen auch im Privaten diverse Anwendungen leichter. Ist das nicht der Fall, tun sich speziell ältere Leute sehr, sehr schwer. Auch wenn Menschen vorwiegend zu Hause bei ihren Familien sind, das ist ja speziell bei Frauen oft der Fall, fehlt ihnen oft grundlegendes digitales Wissen – das erschwert nicht nur den Alltag, das kann auch richtig gefährlich werden.“ Glehr-Schmit motiviert daher: „Man ist niemals zu jung und auch niemals zu alt dafür, sich digitale Kompetenzen anzueignen. Gerade bei älteren Menschen wäre Weiterbildung rund um Internetsicherheit ganz wichtig, das zeigen ja die vielen Fallen, in die sie immer wieder tappen – bei Bestellungen, Bezahlungen, diversen Fake-Nachrichten von Banken oder Behörden.“ Aus Angst Fehler zu machen oder gar Betrügern aufzusitzen, würde dann oft gänzlich auf den digitalen Weg verzichtet. „Wichtig wäre, dass es möglichst viele niederschwellige Angebote gibt und dass die Barrieren und Hürden rund um die Nutzung von digitalen Medien abgebaut würden,“ betont die psychologische Beraterin.

Und umgekehrt: „Ist einmal die Hemmschwelle überschritten und Grundkönnen da, dann erfüllt das mit ganz viel Selbstbewusstsein und Stolz. Dann braucht man nicht mehr die Kinder und Enkerl zu fragen, dann kann man mit Kindern und Enkerln selber über Soziale Medien, Internet und Co. kommunizieren.“

Unabhängig und selbstbewusst dank Weiterbildung. Seit ich meine digitalen Kompetenzen erweitert habe und nun sogar auch an andere weitergeben kann, fühle ich mich weitaus unabhängiger und selbstbewusster“, schwärmt Beatrice Reicher von ihrer Weiterbildung zur Digitaltrainerin. Mit dem Lehrgang „Let´s go digital“, der vom Katholischen Bildungswerk gemeinsam mit dem Bildungsforum Mariatrost angeboten und von der Arbeiterkammer unterstützt wurde, hat sich das Leben der jungen Frau nämlich entscheidend geändert. Reicher: „Der Lehrgang wirkt sich sowohl auf mein berufliches wie auch privates Leben nachhaltig positiv aus. Ich arbeite jetzt motivierter und effizienter, was mir nicht zuletzt auch mehr Freizeit verschafft. Außerdem habe ich durch mein neues digitales Know-how in meiner Arbeit den Lead zu diesem Thema übernommen – das beflügelt mich und stärkt mein Selbstbewusstsein.“ Obwohl Reicher erst 33 Jahre zählt, ist sie überzeugt davon: „Die Entwicklungen in der digitalen Welt gehen derart rasant voran, da muss man auch als relativ junger Mensch darauf achten, am Ball zu bleiben. Verliert man den Anschluss, ist die Gefahr groß, sich zum digitalen Analphabeten zu entwickeln.“

Steirische Erwachsenenbildung ebnet den Weg zur digitalen Kompetenz. Kerstin Slamanig, Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerks Steiermark, weist in diesem Zusammenhang auf die vielen großartigen Angebote hin, die steirische Erwachsenenbildungseinrichtungen auf dem Gebiet der „digitalen Grundbildung“ und insgesamt im breiten Feld der Digitalisierung bereits heute bereithalten und betont: „Bildung generell, aber speziell auch Angebote zum Erwerb von digitalen Basiskompetenzen, sind der Schlüssel für die zeitgemäße Bewältigung des Alltags, im Beruf und generell für gesellschaftliche Teilhabe. Viele der steirischen Einrichtungen der Erwachsenenbildung sind mit ihren Angeboten am Puls der Zeit und bieten verschiedene Programme für digitale Einsteiger ebenso an, wie spezialisierte Weiterbildungen für Fachkräfte und ExpertInnen.“Slamanig mahnt aber auch: „Neben der notwendigen Forcierung der digitalen Kompetenzen auf allen Ebenen gilt es dennoch auf all jene zu achten, deren Möglichkeiten eingeschränkt sind oder die keinen Zugang finden können. Es darf niemand vergessen, ignoriert und zurückgelassen oder aufgrund mangelnder digitaler Kompetenzen diskriminiert werden.“

Weiterbildungsnavi Steiermark: https://erwachsenenbildung-steiermark.at

Alle in der Presseinformation erwähnten Personen stehen gerne für Einzelinterviews zur Verfügung.

Kontakt und Rückfragen

Mag.a(FH) Kerstin Slamanig

Geschäftsführung Bildungsnetzwerk Steiermark

Mag.a Johanna Vucak

Pressearbeit