Bildung lässt uns wachsen!
Dieter Frei vom Ländlichen Fortbildungsinstitut sieht Bildung als untrennbare und wichtige Kombination von Wissen und Sozialem sowie als Grundstein, dass Menschen auch geistig wachsen können.
Mit welchem Job hat Ihre berufliche Laufbahn begonnen?
Ich habe Forstwirtschaft studiert. Demgemäß hat mich mein erster Job in die Landwirtschaftskammer geführt – in Oberösterreich! Da waren ganz unterschiedliche Bildungsansätze gefragt. In der Folge habe ich zu den österreichischen Bundesforsten gewechselt, bis ich schließlich in der Landwirtschaftskammer Steiermark gelandet bin.
Wie hat es Sie dorthin verschlagen?
In bin eigentlich durch einen Zufall in die Steiermark gekommen: Ich habe den Forstberater der Landwirtschaftskammer kennengelernt. Er hat mir erzählt, dass er aus dieser Funktion weggeht. Also bin ich nach Graz gefahren, habe mich beworben – und den Job bekommen. Ab sofort war ich dann in der forstlichen Weiterbildung in der Landwirtschaftskammer tätig.
Was reizt Sie am Bildungsbereich besonders?
Bildung und Beratung waren in allen meinen Jobs zentrales Thema. Es macht mir unglaublich viel Freude und Spaß, dass ich Menschen begleiten und unterstützen kann. Dazu kommen Neugier und die Begeisterung für Wissen. Da halte ich es ganz mit Marie von Ebner-Eschenbach: „Wer nichts weiß, muss alles glauben!“
Welchen Stand hat die Fortbildung im landwirtschaftlichen Bereich?
Einen sehr hohen! Wir haben 30.000 Teilnehmer pro Jahr und 30.000 aktiv wirtschaftende Bauern. Das heißt: Jeder steirische Landwirt nimmt einmal im Jahr ein Bildungsangebot in Anspruch. In der Landwirtschaft ist übrigens ganz eindeutig messbar: je höher die Ausbildung, umso höher der wirtschaftliche Erfolg.
Die Digitalisierung hat vor allem seit der Corona-Pandemie verstärkt Einzug in die Bildungslandschaft gehalten. Ein Zugang, den primär jüngeres Publikum nützt?
Nicht nur Junge! Unsere Webinare und Farminare werden quer durch alle Altersgruppen genützt. Mit der Pandemie sind die Leute natürlich verstärkt damit in Berührung gekommen und viele haben die Scheu vor diesen Formaten verloren. Mittlerweile ist es absolut en vogue, ein Farminar zu besuchen! Unsere ältesten Teilnehmer sind da knapp an die 80 Jahre! Was sich allerdings schon zeigt: Es braucht auch bei digitalen Formaten einen starken Praxisbezug, die Menschen wollen auch in der virtuellen Welt „vor Ort“ sein.
Welche Auswirkungen hat die zunehmende Digitalisierung für die Bildungslandschaft?
Trotz der Vorteile der digitalen Angebote, wie etwa, dass man ohne weite Anreisen bequem von zu Hause aus an Veranstaltungen teilnehmen kann, zeigt sich auch ein ganz deutlicher Drang zur Präsenz. Gemeinsam einen Kurs zu machen, sich mit Menschen auszutauschen, die sich für dasselbe Thema interessieren, ist enorm wichtig. Auch für das Gemeinschaftsgefühl und die Motivation ist Präsenz dringend notwendig. Es zeigt sich beispielsweise bei digitalen Angeboten, dass Neuzugänge etwas auf der Strecke bleiben, sich nicht so gut in länger bestehende Gruppen integrieren können. Daher sehe ich auch eine Renaissance der Bildungshäuser kommen. Wie wichtig der Raum als 3. Pädagoge ist, wird nach der Pandemie so richtig bewusst.
Wann haben Sie Ihre letzte Weiterbildung gemacht und was ist diesbezüglich geplant?
Das war heuer im April zum Thema „Erfolgreiches Stakeholder-Management“ der ARGE Bildungshäuser. Außerhalb des beruflichen Kontextes interessieren mich die Bereiche Kräuter und Handwerk – ganz im Sinne von „Lernen als Hobby“. Ich habe etwa gemeinsam mit meinem Sohn einen Krippenbaukurs und einen Motorsägenwartungskurs online gemacht.
Wie sehen Sie den Stellenwert der Erwachsenenbildung allgemein?
Der Wert der Erwachsenenbildung ist in der breiten Öffentlichkeit nicht angekommen. Die Erwachsenenbildung ist leider zu wenig sichtbar. Ich würde mir da viel mehr Intention im Sinne des „Lebensbegleitenden Lernens“ wünschen. Trotz der vielen Angebote der verschiedenen Träger wird die Erwachsenenbildung nur mit ca. 2 % der Bildungsmittel gefördert.
Was erwarten Sie im Bildungskontext auf der individuellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ebene?
Auf der politisch-wirtschaftlichen Ebene wünsche ich mir, dass die Erwachsenenbildung als wesentliches Werkzeug der Weiterentwicklung erkannt wird. Was den gesellschaftlichen Kontext angeht, hat Bildung den klaren Auftrag im Bereich Demokratie und Friedensbildung. Bildungshäuser haben hier große Verantwortung und Möglichkeiten. Die Nachfrage nach einem guten Raum (Rahmen) für Bildung, also nach Bildungshäusern war noch nie so hoch wie jetzt (nach bzw. zwischen der Pandemie).
Welche Botschaften haben Sie im Zusammenhang mit der Erwachsenenbildung?
Bildung ist immer eine Kombination von Wissen und Sozialem und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Daher wünsche ich wirklich jedem Lust am Lernen und die Neugier und die Begeisterung für Neues nie zu verlieren!
Bildung wirkt … ja, Bildung wirkt! Und mit Bildung wächst man!
Das Interview erschien am 13. Juli 2022 auch in der Woche Steiermark. Vielen Dank an die WOCHE Steiermark für die Berichterstattung und Kooperation!
Weiterführende Informationen
Im Weiterbildungsnavi Steiermark finden Sie tausende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen. Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei! Hier finden Sie natürlich auch Informationen und die Angebote des LFI Steiermark.
Und wenn Sie noch nicht ganz wissen, welche Chancen es für Sie im Bildungskontext gibt: Information und Beratung zu allen Fragen der Aus- und Weiterbildung für Erwachsene erhalten Sie im Bildungsnetzwerk Steiermark anbieterneutral und kostenlos: