Bildung wirkt in Begegnungen
Wolfgang Moser von der Urania Steiermark wurde das Bildungsthema sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Die Urania hat sein privates wie berufliches Leben seit jeher nachhaltig geprägt.
Über welche beruflichen Stationen sind Sie zu Ihrem jetzigen Beruf als Urania-Direktor gekommen?
Ich komme aus einer Lehrer-Familie und habe immer schon mit Bildung zu tun gehabt. Auch mein Studium, Lehramt Englisch und Französisch, war ganz auf dieser Linie. Ebenso meine Beschäftigungen im Afro-Asiatischen-Institut und im Lesezentrum. Vor drei Jahren habe ich mich dann bei der Urania beworben, zu der ich seit jeher eine enge und spezielle Beziehung habe.
Nach meinem Unterrichtspraktikum im Jahr 1992 bin ich beispielsweise als Arbeit suchender Lehrer zur Urania gegangen und habe dort die ersten Kurse abgehalten. Jetzt, nach 30 Jahren, bin ich wieder hier.
Was hat Sie dazu motiviert, sich so tief im Bildungsthema zu verankern?
Es war die große Lust am Lernen und Lehren. Es waren die Begegnungen mit Menschen, die mich in diesem Zusammenhang immer fasziniert haben. Und es waren internationale Projekte, mir war und ist es wichtig, stets auch etwas mit internationaler Perspektive zu machen. Auch wenn es „nur“ der Sprachunterricht ist. Das ist ja das Spezialgebiet der Urania. Bei uns laufen etwa alleine im Bereich Italienisch 40 Parallelkurse.
Was reizt Sie im Bildungskontext an der Internationalität?
Die Dinge relativieren sich einfach, wenn man sie nicht nur für Österreich andenkt, sondern über den Tellerrand hinausblickt. Man lernt andere Dinge kennen und schwimmt nicht nur im eigenen Saft – das erweitert den Horizont enorm. Die Nationalstaatlichkeit bringt nämlich, nicht nur im Bildungsbereich, mehr Hindernisse als Fortschritte mit sich. Da halte ich es ganz mit dem Gedanken von Alexander von Humboldt, der davon überzeugt war, dass Wissen und Bildung die Menschen vernünftiger machen und rationaler handeln lassen. Humboldts Ideen führten in Berlin zur Gründung der ersten Urania. Je mehr man sich mit Bildung beschäftigt, umso vernünftiger kann man handeln.
Inwiefern hat Sie Ihre Bildungsbiografie auch privat geprägt?
In der 7. Klasse Gymnasium bin ich zur Urania gegangen, um Spanisch zu lernen. Es war das erste Mal, dass ich außerhalb der Schule eine Sprache gelernt habe. Zu Ostern 1980 habe ich meine erste Flugreise gemacht – sie hat nach London geführt und sie hat mich unglaublich geprägt. Nachhaltige Auswirkungen hatte auch das Seminar „Die Sprachen Europas“, das ich kurz vor der Matura in der Urania besucht habe. Ich war von diesen sechs Abenden so fasziniert, dass ich beschlossen habe, neben meinem Lehramts-Studium auch noch Sprachwissenschaft zu studieren. Die Kurse an der Urania haben mich also privat wie auch beruflich sehr geprägt. Genau diesen Kurs, „Die Sprachen Europas“, habe ich nämlich jetzt selbst abgehalten.
Und wie schlägt sich Ihr Bildungshunger auf Ihr Familienleben nieder?
Der Bildungshunger ist bei uns ein Familienthema: Meine Frau ist Lehrerin, meine zwei Töchter haben das Volksschul-Lehramt absolviert und mein Sohn macht ebenfalls das Lehramt. Der Schulschluss war bei uns immer ein Feiertag und die Zeitstruktur im Bildungswesen war bestimmend für unseren Jahresablauf.
Das Bildungsthema begleitet uns auch hinein in die Freizeit. Während die Nachbarn am Abend auf der Terrasse über Sport sprechen, unterhalten wir uns über Schule und Bildung.
Wann haben Sie Ihre letzte Weiterbildung absolviert und in welchem Bereich?
Die letzte größere Fortbildung war das Diplom der Weiterbildungsakademie „Bildungs-Management“. Vor zwei Jahren, im 1. Lockdown, habe ich mich dann in Sachen Online-Konferenzen, speziell mit Zoom, weitergebildet und in der Folge auch unsere Urania-Mitarbeiter dahingehend geschult. Und im Herbst 2020 habe ich gemeinsam mit meinem Sohn und seiner Freundin begonnen, Arabisch zu lernen.
Und was ist im Sinne des „Lebenslangen Lernens“ in nächster Zeit geplant?
Ich möchte den Arabisch-Kurs fortsetzen und auch die botanischen Ausflüge stehen auf meinem Programm.
Was erwarten Sie im Bildungskontext auf der individuellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ebene?
Was den gesellschaftlichen Bereich angeht, hege ich die große Hoffnung, dass man allgemein sieht, was Bildung im Einzelnen bewirken kann. Es soll bewusst werden, was Bildung ganz individuell für jeden bedeuten kann – etwa Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit und Kompetenz. Im Rahmen von Fortbildung hat man die Möglichkeit sich zu beweisen, sich etwas zu trauen und damit sein Selbstbewusstsein und sein Selbstvertrauen zu stärken. Das ist grundsätzlich wichtig für die Menschen – und das ist vor allem jetzt nach den Corona-Beschränkungen ganz besonders wichtig. Wir merken deutlich, wie groß das Bedürfnis nach Begegnung ist; auch wenn die Anmeldungen teils noch zögerlich sind. Dahingehend sind wir aber sehr optimistisch und zielen darauf ab, dass wir uns nach den Corona-Rückgängen rasch wieder erholen und wirtschaftlich auf guten eigenen Beinen stehen können.
Bildung wirkt … in Begegnungen!
Weiterführende Informationen
Im Weiterbildungsnavi Steiermark finden Sie tausende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen. Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei! Hier finden Sie Informationen und natürlich auch die Angebote der Urania Steiermark.
Und wenn Sie noch nicht ganz wissen, welche Chancen es für Sie im Bildungskontext gibt: Information und Beratung zu allen Fragen der Aus- und Weiterbildung für Erwachsene erhalten Sie im Bildungsnetzwerk Steiermark anbieterneutral und kostenlos: