Ich bin immer dabei, etwas zu lernen
Für Valentina Pettinger ist Weiterbildung ein grundlegender und permanenter Bestandteil ihres Lebens – beruflich wie privat. Sie unterstützt Frauen am Weg zur gleichgestellten Teilhabe, ist immer irgendwo am Lernen und studiert berufsbegleitend an der Donau-Universität Krems „Migrations- und Integrationsmanagement“.
Sie sind Geschäftsführerin von nowa, dem Verein für Erwachsenenbildung, Gleichstellung und Frauen. Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich war dort einmal selber Teilnehmerin eines Gendertrainings. In diesem Zusammenhang bin ich ins Gespräch mit der damaligen Geschäftsführerin gekommen. Sie hat mich dann eines Tages angerufen und mir eine Mitarbeit angeboten. Ich habe zuerst bei EU-Projekten mitgearbeitet, dann auch EU-Projekte geleitet und als die Leitung von nowa frei wurde, die Geschäftsführung übernommen.
Welche Rolle nimmt „nowa“ in der Erwachsenenbildung ein?
Unser Fokus liegt auf Frauen und Gleichstellung. Wir analysieren, was es für Frauen dahingehend braucht, wo es Bedarf gibt und bieten dann dazu die entsprechenden Angebote an. Mit dem Ziel, Frauen zu stärken, zu fördern und zu ermutigen – und so ihre Teilhabe-Chancen zu erhöhen.
Warum braucht es für Frauen dazu eigene Bildungsangebote und eigene Bildungsräume?
Es ist 2023 noch immer so, dass ich als Frau teilweise andere Erfahrungen mache und sich das auch in Zahlen bemerkbar macht. Stichwort gleiche Bezahlung! Frauen erzählen uns, dass sie gerne in Frauengruppen lernen. Wir denken es braucht viel Verschiedenes, um dem viel zu lange vernachlässigten Thema Genderungleichheit gegenzuarbeiten und Angebote für Frauen sind da einfach ein Teil davon.
Was ist das vordergründige Ziel, das der Verein verfolgt?
Neben der Vermittlung von Wissen und Angeboten in unterschiedlichsten Bereichen – von Sprachen bis Digitalisierung – geht es vor allem auch darum, Frauen Raum für ihre Fragen und Themen zu geben. Es geht auch darum, Kompetenzen sichtbar zu machen und Frauen in Gruppenangeboten Stress zu nehmen – Humor in der Gruppe ist da auch oft sehr wichtig. Wir schaffen für Frauen Angebote und Räume, die sie auf dem Weg zur Gleichstellung unterstützen. Ein ganz spezielles Augenmerk legen wir da übrigens auch auf ältere Frauen. Wir gehen da auch hinaus in die Regionen und schauen uns – oft auch gemeinsam mit Partnerorganisationen – an, was ältere Menschen brauchen.
Was ist das Reizvolle an der Arbeit für und mit Frauen?
Mich interessieren Frauen, ihre Geschichten, ihr Alltag – was sie bewegt, was sie sich wünschen, wie sie leben usw. Durch meine Arbeit bekomme ich da ganz viel Einblick und erfahre viel über Frauen und ihr Leben – das finde ich höchst interessant und oft auch sehr bewegend.
Wo sehen Sie die größten Benachteiligungen für Frauen?
Es gibt tausende Bereiche, in denen sich das Frausein nach wie vor negativ auswirkt – in der Arbeitswelt, bei Aufstiegschancen, beim Gehalt, bei der Kinderbetreuung, bei der Altersarmut. Aber auch wenn es um so strukturelle Dinge wie die zeitlichen und finanziellen Ressourcen geht – die sind am Weg zur Gleichstellung, speziell auch im Bildungsbereich, ganz oft hinderlich.
Und wenn in maßgeblichen Bereichen Frauen und ihre frauenspezifischen Blickwinkel fehlen, hat das natürlich Auswirkungen. Nehmen wir nur das Beispiel von Wikipedia: Die Einträge werden zu 90 Prozent von Männern verfasst. Dementsprechend werden Frauen und ihre Leistungen auch dargestellt – und das verbreitet sich dann im Netz weiter. Wir bieten daher offene Schreibgruppen an, in denen Wikipedia-Einträge analysiert und umgeschrieben werden.
Wie wichtig ist das Thema Weiterbildung für Sie persönlich und welche Weiterbildungen machen Sie gerade?
Sehr, sehr wichtig – ich bin immer dabei, etwas zu lernen oder mich fortzubilden. Ich habe mich gerade beim Frauenservice für einen Kurs zu „Umgang mit Geschlechtervielfalt“ angemeldet. Vor zwei Monaten habe ich an einer Führungskräfteschulung teilgenommen; ich mache auch viel im Methoden-Bereich. Und: Ich studiere berufsbegleitend an der Donau-Universität Krems.
Wie beurteilen Sie generell den Stellenwert der Erwachsenenbildung?
Im Bildungsbereich hat sie natürlich einen sehr großen Stellenwert. Generell ist Erwachsenenbildung aber leider nicht gerade ein Thema, das an erster Stelle steht. Da wäre es wichtig, mehr Augenmerk darauf zu legen und das Thema mehr zu pushen.
Was würden Sie sich für die Erwachsenenbildung generell wünschen?
Etwa, dass jene Teams, die Angebote für die Erwachsenenbildung planen, möglichst diverse Gruppen abbilden und dass dort Menschen vertreten sind, die auch offene Augen und Ohren für viele andere Lebensrealitäten haben. Das würde dem Angebot bestimmt sehr gut tun.
Bildung wirkt… super, wenn die Angebote auf die Fragen und Alltage jener Menschen, die sie besuchen, zugeschnitten sind.
Weiterführende Informationen
Im Weiterbildungsnavi Steiermark finden Sie tausende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen. Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei! Hier finden Sie auch Informationen zu nowa, dem Verein für Erwachsenenbildung, Frauen und Gleichstellung.
Und wenn Sie noch nicht ganz wissen, welche Chancen es für Sie im Bildungskontext gibt: Information und Beratung zu allen Fragen der Aus- und Weiterbildung für Erwachsene erhalten Sie im Bildungsnetzwerk Steiermark anbieterneutral und kostenlos: