Vom Logistik-Chef zum begeisterten Kochlehrling | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Vom Logistik-Chef zum begeisterten Kochlehrling

Andreas Patterer hat den ungewöhnlichen Schritt vom Chef zum Lehrling gewählt. Er macht gerade eine Ausbildung zum Gastronomiefachmann, schwärmt von der Lehre, die ihn auch privat positiv prägt und ist voller Vorfreude auf seine neue berufliche Herausforderung.

Andreas Patterer (Foto © Bildungsnetzwerk)

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie im Alter von 47 Jahren eine Koch-Kellner-Lehre starten?
Da haben mehrere Aspekte zusammengespielt. Ich war in der Logistik-Branche tätig, war Vorgesetzter, hatte an die 130 Mitarbeiter – aber nach elf Jahren hat es mir einfach nicht mehr gepasst. Ein Jahr lang habe ich immer wieder Um- und Ausstiegspläne mit mir herumgetragen. Die Gastrobranche hat mich immer schon interessiert – entscheidend war aber letztlich, dass ich eine Frau kennengelernt habe, meine jetzige Lebensgefährtin, die ein Gasthaus besitzt.

Dennoch kein ganz einfacher Schritt vom Chef zum Lehrling?
Keineswegs! Aber ich bereue ihn nicht. Ich habe mir das schon alles gut überlegt. Im Hinblick auf die berufliche Zukunft war es mir daher wichtig, nicht einfach im Lokal meiner Lebensgefährtin mitzuarbeiten, sondern eine fundierte Ausbildung in diesem Bereich zu machen.

Wie fühlen Sie sich unter all den jungen Lehrlingen?
Hervorragend! Man sieht aufgrund seines Alters, seiner Erfahrung und vor allem der ganz bewussten Entscheidung für die Ausbildung vieles differenzierter. Manche der jungen Kolleginnen und Kollegen wissen etwa noch nicht so ganz, was sie eigentlich wollen – das zeigt sich im Verhalten, im Engagement. Ich spiele mich da förmlich, weil ich alles mit großer Neugier und Begeisterung mache.

Wird man da dann überhaupt akzeptiert?
Oh ja! Die jungen Kolleginnen und Kollegen sind schon neugierig, was der alte Sud da macht. Aber ich merke auch, dass sie meine Lebenserfahrung zum Teil förmlich aufsaugen. Es fasziniert die Jungen, was ich alles weiß. Und mit meinem großen Enthusiasmus reiße ich die Jugend auch immer wieder mit. Das ist dann auch für mich super.

Was begeistert Sie an der Ausbildung am meisten?
Eigentlich alles, weil ich grundsätzlich gerne lerne. Ich bin einer, der ständig googelt oder auf Wikipedia nachliest, wenn er etwas nicht weiß. Bei der Lehre gefällt mir aber besonders, dass man so viel Hintergrundwissen bekommt, Zusammenhänge erfährt – da kann man dann auch wirklich mitreden, wenn es um das Thema geht. Und das ist mir schon sehr wichtig.

Was erwarten Sie sich von dieser Ausbildung für Ihre weitere berufliche Karriere?
Ich habe da keine großen Erwartungen – ich profitiere da von der Ruhe des Alters und kann vieles einfach gut akzeptieren. Ich mache das jetzt und fertig!

Sehen Sie Vorteile für Ihr privates Leben damit verbunden?
Auf alle Fälle! Man lernt andere Menschen kennen, andere Situationen, andere Umgangsweisen usw. Ich war die Rolle des Chefs gewohnt – hatte mein Büro, habe Menschen eingestellt und gekündigt. Durch das Verlassen meiner Komfortzone und das Besteigen von völligem Neuland habe ich auch mich selbst neu erfahren. Mein Horizont hat sich erweitert, meine Blickwinkel sind jetzt zum Teil völlig andere. Aber ich bin eben jemand, der die Devise verfolgt: Der Fisch lernt im Wasser das Schwimmen, nicht im Trockenen!

Gab es überhaupt keine Angst vor dem Neuland?
Eigentlich nicht! Ich habe nach dem Entschluss, aus meinem Job auszusteigen, ja zunächst im ähnlichen Betätigungsfeld nach einer neuen Herausforderung gesucht. Spätestens als ich gemerkt habe, dass ich das sehr halbherzig mache und eigentlich gar nichts mehr mit diesem Bereich zu tun haben will, waren meine Bedenken weg – und ich war offen für etwas völlig Neues! Jetzt bin ich Lehrbub, das wird spannend!

Ist Weiterbildung für Sie grundsätzlich ein wichtiges Thema?
Wissen ist Macht! Information ist Macht! Wenn man mitreden und zeigen kann, dass man Kompetenzen hat, wird man auch vom Umfeld ganz anders wahrgenommen. Deshalb bedeutet mir Weiterbildung viel. Ich habe ja auch im Rahmen meiner Lehrlingsausbildung bereits zwei Zusatzausbildungen absolviert – den Barista- und den Barkurs.

Bildung wirkt … auf alle Fälle nachhaltig! Sie ist für immer, geht nicht mehr weg, sie kann mir keiner nehmen!

Das Interview erschien am 10. August 2022 auch in der Woche Steiermark. Vielen Dank an die WOCHE Steiermark für die Berichterstattung und Kooperation!

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