(Weiter-)Bildung hat mein Leben bunter und reicher gemacht!
Regina Senarclens de Grancy ist Unternehmens- und Organisationsberaterin – und eine, die sich schon ihr Leben lang gesellschaftspolitisch brisanten Themen widmet. Jetzt setzt sie sich besonders für das Klima ein und hat bei einer ecoversum-Fortbildung ihr Klimaschutzwissen erweitert.
Wie sind Sie auf das Thema Klimaschutz und den diesbezüglichen Lehrgang bei ecoversum gekommen?
Das Thema Klima, Klimawandel und Klimaschutz begleitet mich eigentlich schon ein Leben lang. Bereits in den 80er- und 90er-Jahren, als ich im Grazer Friedensbüro gearbeitet habe, haben wir Themen wie die Endlichkeit der Ressourcen vermittelt. Ich habe mich immer mit großen gesellschaftspolitischen Themen auseinandergesetzt und dafür engagiert – Frieden, Klima, Inklusion für Menschen mit Behinderungen usw.
Auf diesen speziellen Lehrgang bin ich über mein berufliches Netzwerk gekommen.
Was war letztlich die Motivation, den Lehrgang zu absolvieren?
Es hat mich gefreut, dass das Land Steiermark im Klimabereich BildungspartnerInnen sucht und ich war neugierig auf die Inhalte und die Menschen, mit denen ich dort zusammenkommen werde. Ich engagiere mich jetzt verstärkt im Klimabereich und möchte möglichst viele Menschen bei diesem Thema mitnehmen – daher diese Ausbildung.
Welche Erwartungen haben Sie an den Lehrgang geknüpft?
Dass ich neues Fachwissen erwerbe, welches ich dann, runtergebrochen, für meine Arbeit zu Nachhaltigkeit und Klima einsetzen kann. Ich möchte Menschen und Organisationen in diesem Bereich begleiten. Denn wir müssen in den nächsten Jahren alle gemeinsam durch diese Phase der Transformation durch. Und da ist es natürlich interessant, auf möglichst vielfältige Weise zu erfahren, welche Chancen und Möglichkeiten wir diesbezüglich haben. Ich sehe meine Rolle als Vermittlerin zwischen Wissenschaft und den Menschen. Ich möchte den Leuten zeigen, welche Handlungsfelder sie für ihre aktive Beteiligung haben. Und ich habe mich auch darauf gefreut, mein Netzwerk zu erweitern.
Wie setzen Sie Ihr Klimaschutzwissen jetzt in der Praxis um – beruflich?
Indem ich für Menschen Angebote schaffe, die sie dazu anregen, über dieses Thema nachzudenken. Es geht also ums Bewusstmachen! In jenen Teams, die ich leite, geht es auch ganz konkret darum, wie man klimaschonend leben kann. Das wird übrigens begeistert aufgenommen und bewirkt bei der einzelnen Person sehr viel. Wenn die Leute merken, dass sie als aktive und handelnde Personen ihren Beitrag leisten können, kommen sie auch ins Tun. Das hilft, dass auch die Angst vor dem, was auf uns zukommt, ein Stück weit weicht.
Und wie nützen Sie dieses Wissen privat?
Privat vermeide ich so weit es geht jegliche Autofahrten. Und ich nutze Dinge auch einfach länger. Also so lange, solange sie eben funktionieren. Ich versuche auch, möglichst energieschonend zu leben und stelle fest, dass das gar nicht schwer ist. Wir haben da viel zu viel Sorge, dass wir uns großem Verzicht unterwerfen müssen.
Ist Klimaschutz in unseren Unternehmen bereits ausreichend thematisiert?
Ausreichend nicht! Die Motivation muss da übrigens auch nicht immer der Klimaschutz per se sein. Es kann auch die Tatsache, wie es aufgrund bestimmter Maßnahmen möglich ist, günstiger zu wirtschaften, der Antrieb sein. Auch das ist in Ordnung. Wir dürfen nicht zu hehre Ziele einfordern, wir müssen auf dieser Erde schon auch noch leben. Und wir werden das schaffen! Wir haben doch Jahrtausende Erfahrung in der Nutzung von Sonnen-, Wasser- und Windenergie.
Worin liegt der Schlüssel dafür?
Keinesfalls werden wir das Klima damit retten, wenn wir alle Verantwortung den KonsumentInnen alleine zuschieben. Es muss vor allem auch die Politik dazu motiviert werden, die großen, notwendigen Entscheidungen zu treffen.
Und wie?
Da gibt es viele Möglichkeiten – unser Wahlverhalten etwa! Einfach bei dem mitmachen, was direkte Demokratie ist: Demos, Leserbriefe schreiben, andere motivieren, mit gutem Beispiel vorangehen usw.
Sehen Sie da schon etwas in Bewegung kommen?
Ja, auf alle Fälle! Es gibt schon ganz viele, die wissen, dass es auch anders geht – und das auch tun. Ich beobachte, da hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Es ist bereits ganz viel Bewusstsein vorhanden. Wir wissen etwa, dass übertriebener Fleischkonsum nicht gut für das Klima ist. Die Menschen reagieren darauf, viele Lokale mittlerweile auch. Wobei die Menschen inzwischen grundsätzlich schon viel weiter sind als die Angebote.
Woran kann man das beispielsweise festmachen?
Wir würden etwa viel mehr steirisches Biogemüse benötigen – da fehlt schlicht das Angebot. Wir haben auch gesehen, dass unsere Bevölkerung es ganz rasch und leicht geschafft hat, in nur ganz kurzer Zeit den Gasverbrauch merklich zu reduzieren. Manche Entscheidungsträger haben aber unbegründeterweise dennoch Angst davor, dass das Volk bei gewissen Maßnahmen nicht mitgehen will. Wichtig ist, dass Entscheidungsgrundlagen transparent sind und dass alles, was klimaschonend ist, bedeutend einfacher, günstiger und barrierefreier wird als die klimaschädlichen Alternativen.
Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die (Weiter-)Bildung?
Eine ganz wichtige und große! Vor allem auch die sogenannte Alltagsbildung. Das heißt: Es braucht Systeme – etwa solche, die die Leute lehren, mit dem Zug zu fahren. Viele täten gerne, wissen aber nicht, wie es geht, wo sie Informationen erhalten, wie sie zu dem kommen, was sie brauchen, welche Apps hilfreich sind usw. Da wird auch das Umlernen noch ganz großes Thema werden! Und da wird es nicht reichen, einfach die Technik zu erklären, sondern das muss dann auch mit einem guten Gefühl für die Menschen verbunden sein.
Wie kann das gelingen?
Mit guter Kommunikation beispielsweise! Die Dinge müssen niederschwellig vermittelt werden; einfach, leicht und ansprechend! Es darf nicht nur von den Katastrophen die Rede sein, es müssen Lösungen aufgezeigt werden – und zwar solche, die auch lustvoll sind. Etwa Klimaschutzpunkte sammeln!
Was heißt das für die (Erwachsenen-)Bildung?
In der Erwachsenenbildung wird oft viel in die Zukunft projiziert – egal, um welchen Inhalt es geht. Es müsste mehr das Tun, das Jetzt angestrebt werden. Auch das Setting muss beispielsweise bereits klimaneutral sein – öffentlich erreichbar usw.
Welche Rolle spielt (Weiter-)Bildung generell in Ihrem Leben?
Eine ganz große! Es waren immer die Personen, die bei mir Begeisterung für ein Thema geweckt haben. Da hatte ich oft die Chance, berufliches Tun und auch private Entwicklung zu reflektieren, Dinge durch eine andere Brille anzuschauen, in neue Netzwerke zu kommen – mein Leben ist dadurch einfach bunter und reicher geworden.
Bildung wirkt … wenn sich Wissen mit Erlebnis optimal verbindet.
Das Interview erschien am 13. September 2022 auch in der Woche Steiermark. Vielen Dank an die WOCHE Steiermark für die Berichterstattung und Kooperation!
Weiterführende Informationen
Im Weiterbildungsnavi Steiermark finden Sie tausende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen. Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei! Hier finden Sie auch Informationen zu Weiterbildungen zu Klimaschutz und Umweltbildung.
Und wenn Sie noch nicht ganz wissen, welche Chancen es für Sie im Bildungskontext gibt: Information und Beratung zu allen Fragen der Aus- und Weiterbildung für Erwachsene erhalten Sie im Bildungsnetzwerk Steiermark anbieterneutral und kostenlos: