Wer stehen bleibt, der rostet ein – auch das Hirnkastl! | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Wer stehen bleibt, der rostet ein – auch das Hirnkastl!

Helmut Kölbl, Pensionist aus Graz, hat mit uns darüber gesprochen, welche Bedeutung das Reisen, Bewegung und das Englischlernen auf sein Leben hatte und hat.

Helmut Kölbl (Foto © Bildungsnetzwerk)

Was hat Sie dazu motiviert, einen Englisch-Kurs zu beginnen?
Das kam, weil Englisch das Einzige war, was mir im Leben immer schon gefehlt hat. Mit der Pensionierung, habe ich mir gedacht, kann ich genau das angehen.

Jetzt lerne ich schon seit 6 Jahren Englisch – man könnte meinen, dass ich nach so langer Zeit schon perfekt wäre, aber das ist natürlich Unsinn. Je mehr ich lerne, umso mehr tut sich auf, was ich noch erreichen könnte.

Hat sich das Sprachenlernen schon ausgewirkt?
Ja sicher, es hat so viel verändert, wissen Sie, ich reise sehr gerne und unterwegs kann man sich ganz anders bewegen, wenn man die Sprache kann! Jetzt konnte ich mit meinen Englischkenntnissen sogar schon anderen helfen, wie z.B. einer verzweifelten Dame, die im Urlaub beim Frühstück in der Nähe saß, sie sagte: „Ich sag doch die ganze Zeit, dass ich Eierspeis haben will, aber keiner versteht mich!“ Es war schon lustig: Man hat das steirische „Eierspeis“ dort nicht verstanden und sie hat nicht verstanden, warum niemand sie verstehen kann. Und da konnte ich aushelfen.

Wie kam es, dass Englisch immer gefehlt hat?
Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen, bin als uneheliches Kind auf einem Bauernhof aufgewachsen und wollte nach der Volksschule in der Hauptschule weiterlernen. Schon damals hat mir dafür Englisch gefehlt … zu meinem Glück hat sich meine Lehrerin für mich eingesetzt und hat mir in ihren Mittagspausen die notwendigsten Grundkenntnisse beigebracht. Zur Hauptschule konnte ich aber dann immer nur bis halb 12 Uhr gehen, weil es sonst gar keine Busverbindung mehr nach Hause gegeben hätte. Es waren andere Zeiten damals …

Was war Ihr Traumberuf damals?
Mein Traumberuf war eigentlich immer Lehrer, dazu hätte ich aber ein Instrument lernen müssen, das war finanziell für uns einfach nicht leistbar. Meine Mutter hat dann später geheiratet und es wurde mir möglich, noch eine Handelsschule zu besuchen, und ich wurde Gemeindesekretär in Feldkirchen. Der Bürgermeister dort zu der Zeit war hoch gebildet und er hat mich gefordert … ich musste z.B. alle Goethe-Bände lesen, er hat mich sogar dazu ausgefragt. Das hat mir eigentlich sehr gut gefallen und ich bin 10 Jahre lang geblieben.

Und was war Ihre erste Reise?
Die erste große Reise ist lange her, eine Wette unter Freunden führte zu dem Ergebnis: Wir fahren nach Amerika! Ich hatte mir in der Gemeinde dafür 3 Monate Bildungsurlaub genommen und es ging quer durch Amerika – heute unvorstellbar, aber damals noch völlig ohne Englischkenntnisse … Diese Reise hat mich so motiviert, dass ich nicht mehr an meine Arbeit zurück bin. Stellen Sie sich vor, ich habe es dann tatsächlich noch geschafft: Ich habe die Berufsreifeprüfung gemacht, Latein nachgelernt und bin nach der Pädagogischen Akademie der Diözese Graz-Seckau doch noch Lehrer geworden!

Was ist es, das am Reisen so fasziniert und motiviert?
So vieles, es sind die Menschen, die Begegnungen, die verschiedenen Kulturen und Lebensweisen … Ich war nun schon in vielen Ländern von China bis Kambodscha, Vietnam, Ägypten … über 30 Reisen waren es bisher schon – und jetzt endlich auch mit Englischkenntnissen und der Möglichkeit, mit den Menschen zu sprechen und mehr zu verstehen. Natürlich haben sich auch Freundschaften auf diesen Reisen entwickelt und einige haben bis heute gehalten und bereichern mein Leben.

Werden Sie auch weiterhin an Kursen teilnehmen?
Ganz sicher, weil wenn du nicht mehr lernst, bleibst du stehen und alles rostet ein – auch das Hirnkastl. Trotz einer schweren Krankheit habe ich bisher keine einzige Kursstunde verpasst. Das regelmäßige Lernen und die Treffen haben mir sogar zusätzlich Kraft gegeben und mir durch die schwere Zeit geholfen. Jetzt bin ich im Sprachzentrum wohl der älteste, jedenfalls aber der Teilnehmer, der am längsten mit dabei ist. Das möchte ich auch noch lange bleiben. 2 Stunden pro Woche sind super, genau richtig für mich!

Was würden Sie Menschen raten, die überlegen, ob Weiterbildung eine Möglichkeit für sie wäre?
Es braucht immer ein bisschen Mut und Bewegung, um etwas Neues zu beginnen. Ich rate: Einfach ausprobieren! Ich kann nur sagen, ich fühle mich sehr wohl dabei und in einer Gruppe zu lernen macht Freude.

Bildung wirkt … und tut dem Körper gut … auch dem Hirnkastl!

Das Interview erschien am 31. August 2022 auch in der Woche Steiermark. Vielen Dank an die WOCHE Steiermark für die Berichterstattung und Kooperation!

Weiterführende Informationen

Im Weiterbildungsnavi Steiermark finden Sie tausende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen. Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei! Hier finden Sie Informationen und die Angebote des Internationalen Sprachzentrums an der Universität Graz.

Und wenn Sie noch nicht ganz wissen, welche Chancen es für Sie im Bildungskontext gibt: Information und Beratung zu allen Fragen der Aus- und Weiterbildung für Erwachsene erhalten Sie im Bildungsnetzwerk Steiermark anbieterneutral und kostenlos:

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