Die VHS im 21. Jahrhundert
Literaturhinweis: Eine neue Publikation mit starker steirischer Beteiligung! Rudolf Egger und Gerhard Bisovsky stellten für den Sammelband „Die VHS im 21. Jahrhundert“ im Kontext der Lernweltforschung die Frage, „welche Aufgaben, Formen, Formate, Wege und Visionen die Volkshochschulen heute entwickeln müssen, um lebensnahe Erlebnis- und Begegnungsräume für ein gesellschaftliches Miteinander schaffen zu können.“ Und die steirische Beteiligung bei der kürzlich erschienenen Publikation war groß und vielfältig in seinen Inhalten. Das freut uns als Bildungsnetzwerk Steiermark sehr.
Neben einem gemeinsamen Beitrag unseres Vorsitzenden Hannes Galter und unserer Geschäftsführerin Kerstin Slamanig zum Thema Zusammenarbeit als Antwort auf die Herausforderungen von heute anhand der Entwicklung des Bildungsnetzwerks Steiermark und der Erwachsenenbildung in der Steiermark finden sich spannende Beiträge von Peter Härtel, Wolfgang Moser und Hans Jürgen Rabko.
„Gemeinsam sind wir stark – Zusammenarbeit in der Bildung als Antwort auf die Herausforderungen von heute am Beispiel der Steiermark“
Unsere Welt steht vor einer Wende: Ein neuer Umgang der Menschen mit Natur und Umwelt, den vorhandenen Ressourcen, deren Verteilung und nicht zuletzt miteinander ist gefragt. Dies erfordert ein steigendes Engagement von Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und stellt auch unsere Bildungssysteme vor zunehmend neue Herausforderungen. Seit nunmehr 20 Jahren trägt das Bildungsnetzwerk Steiermark Gedanken der Zusammenarbeit und Kooperation in die steirische Bildungslandschaft. Die vielfältigen Erfahrungen, die dabei gesammelt werden konnten, wurden in zukunftsfähige Strategien der Erwachsenenbildung eingearbeitet. Dadurch wurde die außerordentliche Bedeutung gelingender Netzwerkarbeit deutlich. Mit den kontinuierlich steigenden Herausforderungen sind die Einrichtungen der steirischen Erwachsenenbildung heute verstärkt gefragt. Dabei geht es einerseits um die Schaffung notwendiger und leistbarer Angebote, andererseits aber auch um Flexibilität im Zugang: digital und analog, regional und urban.
Das Bildungsnetzwerk Steiermark wird seine Kernleistungen in Hinkunft noch stärker nutzbar machen müssen, denn durch das Schaffen von Synergien und durch Kooperationen bringt es einen Mehrwert hervor, der über das hinausgeht, was einzelne Institutionen imstande wären zu leisten. Das Land Steiermark bietet eine neue, gute Basis dafür, die stets geforderte Kommunikations- und Sensibilisierungsarbeit zu leisten, die Erwachsenenbildung sichtbar macht. Gezielt gesetzte Aktivitäten, eine gute Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung des Landes Steiermark gehören hier dazu, die Herausforderung bleibt jedoch bestehen. So werden Kooperationsschritte notwendig sein, die es ermöglichen, in etwaigen Zeiten finanzieller Engpässe weiterhin zukunftsweisende Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung erkennbar und auch zugänglich zu machen. Gerade in den Regionen ist Kommunikation noch stärker gefordert. Netzwerke schaffen es hierbei, Zielgruppen rasch und punktgenau zu erreichen. Der geforderte Schulterschluss zwischen Einrichtungen, Bildungswilligen, Medien und öffentlicher Hand – wie in der „Grazer Erklärung“ gefordert – erhält gerade auch in diesem Zusammenhang neue Aktualität, denn Bildung ist ein zu wertvolles Gut, um es ausschließlich dem Markt zu überlassen. Als Basis all dieser genannten Herausforderungen dient nach wie vor die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur steten Entwicklung, die nicht nur in der Vergangenheit sondern auch in der Zukunft die steirische Erwachsenenbildung stark prägte und prägen wird.
Bildung. Lernen. Leben. Bedeutung, Rolle. Aufgaben von Erwachsenenbildung und Volkshochschulen heute und morgen
„Also lautet ein Beschluß: Daß der Mensch was lernen muß.“ Ausgehend von diesem Vers aus dem bekannten vierten Streich von Max und Moritz wird in diesem Beitrag die Frage gestellt, wer heute bestimmt, was „der Mensch lernen muss“. Für die Schule gibt es gesetzliche Vorgaben, Verordnungen, Lehrpläne, die erfüllt werden müssen. Aber wer bestimmt, was Erwachsene lernen „müssen“? – Demokratie, Digitalisierung, Basisbildung, Vertrauen in Wissenschaft, Medienbildung …
Mit Bezug auf unterschiedliche Konzepte von „Bildung“ sowie auf die europäische Perspektive wird in diesem Beitrag die Rolle von Institutionen der Erwachsenenbildung generell und der Volkshochschule im Speziellen erörtert. Weiteres werden Positionen zur Aufgabe der öffentlichen Hand für die Erwachsenenbildung dargelegt. Anhand von Beispielen wie der „Weiterbildungsakademie“, der „Initiative Erwachsenenbildung“ und der „Bildungsberatung Österreich“ wird die überinstitutionelle, gemeinschaftliche Bedeutung der Volkshochschule hervorgehoben. Daraus werden weitere Überlegungen für Erwachsenenbildung und Volkshochschulen abgeleitet, um „gemeinsam (Aus-) Wege zu finden“.
Die aktuellen Herausforderungen der Volkshochschule Steiermark und ihrer 12 Zweigstellen. Die Covid-19-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Erwachsenenbildung
Die Zeit der Covid-19-Pandemie brachte für die Verantwortlichen in den Volkshochschulen eine enorme Umstellung und erforderte von den Zweigstellenleiter*innen aufgrund der kurzfristigen COVID-19 Maßnahmenverordnungen ein hohes Maß an Flexibilität. In diesem Artikel werden die unterschiedlichen Belastungen sowohl für das Leitungspersonal als auch für unsere Kursleiter*innen sowie Kursteilnehmer*innen in den Jahren 2020 bis 2022 nachgezeichnet. Auch die Schwierigkeiten bei der Umstellung von einem Präsenzbetrieb zu Online-Kursen während der Lockdown-Phasen und auch danach sowie die mühevolle Suche nach geeigneten Kursleiter*innen werden erläutert.
Bildung braucht Begegnung: Lernorte der Erwachsenenbildung im 21. Jahrhundert
In der Erwachsenenbildung ist gut bekannt und in zahlreichen Handbüchern beschrieben, wie Kursräume für Präsenzkurse ausgestattet sein müssen und über welche didaktischen Kompetenzen Vortragende verfügen müssen. Anderes ist dies bei Online- und Hybrid-Kursen. Daher wurden digital erfahrene Vortragende der Urania Steiermark gefragt, unter welchen Umständen digital vermittelte Angebote zum gewünschten Lernerfolg führen. Eine gute technische Ausstattung und geeignete Räume (ohne Halligkeit) sind Basisanforderung; doch die Internetanbindung und die Geräteeignung auf der Lernerseite sind außerhalb des Einflusses der Bildungsinstitution. Darüber hinaus braucht es eine neue Didaktik für virtuelle Lernorte und intensivere Lernbetreuung, um fehlende kommunikative und soziale Kompetenzen und Aktivitäten (z. B. Blickkontakt, räumliche Hinwendung zu den Sprechenden) zu kompensieren. Damit stimmen die Meinungen dieser Vortragenden, die an der Urania u. a. Gebärdensprache, Schwedisch, Koreanisch, Familienforschung und Yoga lehren, weitgehend mit dem Stimmungsbild Digitale Erwachsenenbildung des Bildungsnetzwerks Steiermark (2021) überein.
Unser Fazit: eine Leseempfehlung!
Das von Rudolf Egger und Gerhard Bisovsky herausgegebene Buch „Die Volkshochschule im 21. Jahrhundert. Gemeinsam lernend (Aus-)Wege finden“ erschien als 43. Band der Reihe Lernweltforschung im Jahr 2023 im Springer Verlag.