Bildung wirkt in der Obersteiermark West
Im „Jahr der Erwachsenenbildung 2022“ werden Bildungseinrichtungen und ihre Angebote vor den Vorhang geholt. Dafür reisen wir in alle steirischen Regionen, zeigen die vielfältigen Bildungsmöglichkeiten auf und halten unsere Impressionen auch filmisch in Videos fest.
Im Rahmen der „Bildung wirkt“-Regionaltage war das Bildungsnetzwerk Steiermark am 20. Oktober im Murtal unterwegs.
„Diese Initiative find‘ ich deshalb wichtig, weil viel zu wenig bekannt ist, was es eigentlich an Angebot gibt“ – so brachte es Manuela Khom, Vorsitzende der Region Obersteiermark West, in unserem Interview auf den Punkt. Dass es in den Bezirken Murau und Murtal viele spannende Möglichkeiten gibt, um sich aus- und weiterzubilden, zeigte eine Veranstaltung des Regionalmanagements, die wir an diesem Tag besucht haben.
Schulungsangebot für GemeinderätInnen
Die mittlerweile vierte GemeinderätInnenschulung ist ein Format, das 2020 erstmals angeboten wurde. Ziel ist es, Informationen zu Bildungs- und Beratungsangeboten niederschwellig aufzubereiten und ein gegenseitiges Kennenlernen von politischen EntscheidungsträgerInnen und den regionalen Bildungseinrichtungen zu ermöglichen. „Bildung wirkt, wenn alle Player mitspielen“, ist sich Sonja Wölfl, Regionale Koordinatorin für Bildungs- und Berufsorientierung und Organisatorin der Veranstaltung, sicher: „Für Bildung braucht es den Bund, das Land, die Regionen und die Gemeinden.“
Die anwesenden KommunalpolitikerInnen haben eine wichtige Multiplikator-Funktion, damit Informationen zu regionalen Bildungs- und Beratungsangeboten an die BürgerInnen weitergetragen werden. Mit einigen von ihnen haben wir gesprochen:
Wernfried Wolfinger ist Gemeinderat in Lobmingtal und „sehr dankbar dafür, dass es überhaupt solche Veranstaltungen gibt“, um Menschen in seiner Gemeinde konkrete Hilfestellungen anbieten zu können. Erwachsenenbildung gehört für ihn „eben zum Menschsein dazu“, weil man durch Bildung Verantwortung übernehmen kann.
Auch Tanja Schmid, Obfrau für Kinder, Jugend und Familie der Stadtgemeinde Knittelfeld, nimmt sehr viel mit: „Ich hab heute erlebt, dass es sehr viele Organisationen und Träger gibt, die sich für die Jugend und für die Bevölkerung, für Weiterbildung und Arbeit im Murtal einsetzen.“ Für sie ist das auch zentral in Zusammenhang mit dem Thema Abwanderung, „weil wir ja schauen, dass wir belebt bleiben“.
Dass wirklich für jede und jeden etwas dabei ist, haben die MitarbeiterInnen der regionalen Einrichtungen unter Beweis gestellt:
Elternbildung wirkt entlastend
Die Angebote des Eltern-Kind-Zentrums Aichfeld (EKIZ) richten sich an (werdende) Eltern, die Lust haben, etwas Neues auszuprobieren, andere Leute kennen zu lernen und sich auszutauschen, erzählt uns Eva Kirchengast. Oft ist es einfach wichtig „zu wissen, das ist normal, da geht’s jedem so“. Neben spannendem Hintergrundwissen und Austauschrunden findet man hier zahlreiche Eltern-Kind-Kurse, z.B. auch English-Playgroups oder Theater-Nachmittage.
Community Education: Wissen aus der Gruppe für die Gruppe
Das Steirische Volksbildungswerk ist in der ganzen Steiermark aktiv, um Kultur- und Regionalentwicklung sowie ehrenamtliches Engagement zu fördern. In der Region Obersteiermark West gibt es derzeit zwei aktuelle Projekte: Isolde Seirer-Melinz, Geschäftsführerin, erzählte uns vom Lehrgang „Wir bleiben im Gespräch“, der in Kooperation mit der Stadtgemeinde Knittelfeld durchgeführt wird und sich aktiv mit Krisenbewältigung auseinandersetzt.
Ein weiterer Lehrgang wird gemeinsam mit dem Verein murauerInnen angeboten, um speziell Frauen zu motivieren, den eigenen Lebensraum aktiv mitzugestalten (Frauen Region Ehrenamt). Dabei werden stärkende Tools gemeinsam erarbeitet – „Tipps, Tricks und Überlebensstrategien von Frauen für Frauen im ländlichen Raum“ sozusagen, so Gunilla Plank, Obfrau des Vereins „murauerInnen“.
Berufliche Zukunftsfelder der Region
Auch das bfi Steiermark bietet ein breit gefächertes Angebot. Besonders groß ist die Nachfrage in den Bereichen Gesundheit, Soziales, EDV und allgemein im technischen Bereich, erzählt uns Sven Rossmanith. Gespräche mit regionalen Unternehmen bekräftigen, dass Fachkräfte gerade in diesen Themenfeldern besonders stark nachgefragt werden. Bildungszentren vor Ort sind dabei unerlässlich, denn „Bildung wirkt am besten regional“.
Orientierungshilfe und Fördermöglichkeiten
Wer sich noch nicht ganz sicher ist, wohin die Bildungsreise gehen soll, kann eines der zahlreichen Angebote zur Bildungs- und Berufsorientierung in Anspruch nehmen. Ein Beispiel ist die Bildungsberatung der Arbeiterkammer Steiermark: „Unser Angebot ist lokal in Murau und im Murtal erreichbar, es ist kostenlos und wir beraten gerne auch auf anderen Kanälen – wenn‘s schnell gehen muss auch über Zoom“, so AK-Bildungsberater Eno Zajic, der unter anderem auch in puncto Finanzierung von Bildungsvorhaben berät.
Perspektiven in der Region schaffen
Muhamed Susic war ursprünglich im Handel tätig und macht derzeit eine Mechatronik-Ausbildung am Schulungszentrum Fohnsdorf. Für diese Möglichkeit ist er sehr dankbar, denn „Bildung wirkt noch besser, wenn man das machen und lernen darf, was man liebt“.
Das Schulungszentrum Fohnsdorf entwickelt für jede/n Teilnehmenden einen individuellen Qualifizierungsplan, abhängig von den persönlichen Voraussetzungen und Zielen. Der Verein wurde vor rund 50 Jahren gegründet, seitdem werden mit dem Arbeitsmarktservice innovative Qualifizierungsangebote entwickelt, zuletzt unter starker Einbindung von Blended Learning. Von Technik über Tourismus und Office – „wir decken wirklich ein großes Spektrum an Berufsmöglichkeiten ab“, so Geschäftsführer Heimo Gladik.
Bianca Glaser macht eine Ausbildung zur Rezeptionistin und kam über das zam Hartberg nach Fohnsdorf: „Also man lernt echt jeden Tag immer mehr und mehr dazu, und da kann ich sagen: Mir passt einfach alles!“
„Es macht mir Freude, mit anderen Menschen zusammenzukommen“
Nach unserem Tag im Murtal haben wir auch noch den Museumshof in Kammern im Liesingtal besucht. Mehrmals wöchentlich gibt es hier Führungen durch das bäuerliche Gerätemuseum. Aber auch darüber hinaus organisiert der Verein „Freunde des Museumshofes“ laufend Veranstaltungen, erzählt uns Alois Gamsjäger über deren Rolle als „kulturelle Vermittler“. Obmann Rüdiger Böckel kennt zu jedem Gerät eine besondere Geschichte – was es Spannendes zu entdecken gibt, hat uns Heidi Edlinger, Mitarbeiterin des Museums, gezeigt. „Jeder kann sich im Museum mehr Wissen aneignen, als er hatte, wenn er hineinkommt“, bringt es Evelyn Kaindl-Ranzinger (MUSIS) auf den Punkt.
Auch wir haben an diesem spannenden Tag viel gelernt und erlebt, wie sich engagierte Menschen vernetzen, um den BewohnerInnen der Bezirke Murau und Murtal ein tolles Angebot bieten zu können. Das Herzblut und die Freude der TeilnehmerInnen zeigt aus erster Hand, dass der Plan aufgeht und Bildung wirkt.
Impressionen vom „Bildung wirkt“-Regionaltag in der Obersteiermark West am 20. Oktober 2022
Alle aktuellen Weiterbildungsmöglichkeiten für Erwachsene finden Sie im Weiterbildungsnavi Steiermark >