Tag der Weiterbildung 2023
Erwachsenenbildung neu denken im Kontext der Digitalisierung“, dazu lud der Tag der Weiterbildung 2023 im Rahmen der Reihe „Erwachsenenbildung neu denken“ am 20. September ins Bildungshaus Schloss Retzhof ein.
In einer Zeit der digitalen Transformation, die unser tägliches Leben grundlegend verändert, unterzieht sich auch die Erwachsenenbildung einem entscheidenden Wandel. Vorträge und Diskussionen mit ExpertInnen aus den Bereichen Bildung, Technologie und Gesellschaft beleuchteten die Potenziale der Digitalisierung in der Erwachsenenbildung, aktuelle Chancen, Herausforderungen und Lösungsansätze.
Mit einer herzlichen Begrüßung startete Werner Amon die Veranstaltung „Erwachsenenbildung neu denken im Kontext der Digitalisierung“ und betonte: „Wenn wir daran arbeiten, die steirische Erwachsenenbildung zukunftsfit zu machen, dann führt natürlich kein Weg am Thema Digitalisierung vorbei. Neben Entwicklungen, die in diesem Bereich durchaus kritisch zu hinterfragen sind, liegen in der Digitalisierung aber ganz viele Chancen, die es zu nützen gilt“, erklärte Amon und fügte ambitioniert hinzu: „Wir wollen die Steiermark auch in der Bildung an die internationale Spitze bringen – und ich bin überzeugt, dass uns das gelingen wird.“
Auch Meinhard Friedl, der neue Leiter des Bildungshauses Schloss Retzhof, begrüßt die steirische „Bildungskraft“ herzlich im Bildungshaus Schloss Retzhof und freut sich besonders über die Anwesenheit von Werner Amon, Landesrat für Bildung, und Botschafter Arthur Winkler-Hermaden.
Für Alexandra Nagl, Leiterin der Fachabteilung Gesellschaft in der Bildungsabteilung des Landes Steiermark, gilt es auf dieser digitalen Reise besonders dafür zu sorgen, dass die Menschen gut mit den neuen Technologien umgehen können, dass niemand zurückbleibt und dass vor allem ältere Menschen den Anschluss nicht verlieren: „Dafür müssen wir Brücken schlagen, die Angst nehmen und allem voran die Menschen und die Einrichtungen in der Erwachsenenbildung entsprechend rüsten.“ Nagl sieht die aktuellen Krisen dahingehend übrigens durchaus als eine gute Chance. Denn: „Gerade solche Zeiten sind gut, um Veränderung und Entwicklung in Angriff zu nehmen.“
Hannes Galter, Vorstandsvorsitzender des Bildungsnetzwerks Steiermark, sieht „die Digitalisierungsdebatte aktuell vor allem zwischen Welterlösung und Weltuntergang pendeln.“ Es sei jedoch unbestritten, dass die Digitalisierung unseren gesamten Alltag bereits durchdrungen hat. Wichtig ist ihm, neben dem „Know-how“ nicht auf das „Know-why“ zu vergessen, denn das große Betätigungsfeld der Erwachsenenbildung sieht er jetzt darin, die digitalen Möglichkeiten nicht als Bildungsinhalt, sondern viel mehr als Hilfsmittel für den Menschen einzusetzen.
Philipp Blom „Polykrise – Zukunft schaffen in schwierigen Zeiten“
Der Historiker und Philosoph Philipp Blom mahnte in seiner inspirierenden Keynote: Corona, Klimakrise, Plastik, Weltbevölkerung, Migration, Artensterben, Flächenverbrauch und ein Kippen der Gesellschaften nach rechts, jede dieser aktuellen Krisen sei systemisch und es seien Systeme, die wir brauchen, die gerade brechen. Aus der Geschichte heraus sei zu lernen, dass Krisen immer dann gelöst wurden, wenn irgendjemand damit begonnen hat, Dinge anders zu machen. Derart haben Gesellschaften unsystematisch gelernt, gemeinsam anders zu handeln. In der aktuellen Polykrise sei es allerdings noch so, dass auf Zukunftskonferenzen mehr LobbyistInnen, welche den Status quo der brechenden Systeme aufrecht erhalten wollen, als offizielle EntscheidungsträgerInnen am Wort sind.
Blom fände es schön, wenn wir an den Entwicklungen zur Erneuerung der Systeme noch teilhaben könnten, daher sei es unser aller Aufgabe, gemeinsam Zukunft zu schaffen und hierzu notwendigerweise die brechenden Systeme zu ändern. Dazu brauche es für den Anfang nicht 51%, sondern nur 15% der Menschen, die das Richtige tun. Was müssten wir dafür tun und lernen? Wir müssten lernen, gute, neue Geschichten zu erzählen – ein großer Auftrag für die Erwachsenenbildung und jede/n einzelne/n von uns.
Arbeitsgruppen
In drei Arbeitsgruppen widmete man sich den aktuellen Herausforderungen in der Erwachsenenbildung im Kontext der Digitalisierung:
„TrainerInnen von morgen. Basiskompetenz, Wunderwuzzi, SpezialistIn“
Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Karin Reisinger (Weiterbildungsakademie Österreich) und Birgit Aschemann (CONEDU) widmete sich der wichtigen Rolle von Bildungsfachleuten in einer sich stetig wandelnden Bildungslandschaft. In einer Zeit der Transformationsprozesse, in der digitale Technologien, sich ändernde Lerngewohnheiten und gesellschaftliche Entwicklungen die Erwachsenenbildung beeinflussen, ist die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der TrainerInnen und BildungsmanagerInnen von entscheidender Bedeutung. Die ErwachsenenbildnerInnen von morgen sind gefordert, sich auf neue pädagogische Ansätze, Technologien und vor allem eine vielfältige LernerInnenschaft einzustellen. Darüber hinaus ist es essenziell, die Qualitäten der Erwachsenenbildung vor allem auch im digitalen Raum stärker sichtbar zu machen.
„Sinnvoller Einsatz neuer Technologien
Wo braucht es Digitales? Wo darf es analog bleiben?“
In der Arbeitsgruppe unter der Leitung von Kathrin Karloff (Bildungsforum Mariatrost) und Christine Magerl (Katholisches Bildungswerk) wurde die sinnvolle Nutzung neuer Technologien in der Erwachsenenbildung diskutiert. Dabei wurde betont, dass analog nicht gleich alt und digital nicht gleich neu ist. In der Erwachsenenbildung bieten digitale Technologien viele Chancen, wie flexible Online-Kurse, interaktive Lernmaterialien und die Integration von Künstlicher Intelligenz für personalisiertes Lernen. Dennoch hat die Analogbildung weiterhin ihre Berechtigung, da persönlicher Kontakt und praktische Fertigkeiten nicht vollständig digitalisiert werden können. Eine hybride Ansatzweise, die digitale Tools und analoge Lehrmethoden kombiniert, wird als beste Lösung angesehen. Die Wahl der Methode sollte auf die Bedürfnisse der Lernenden und die Lernziele abgestimmt sein, um digitale Formate zu entwickeln, die bereichernde Begegnungen ermöglichen.
„Neuste Technologien in der Praxis„
In diesem interaktiven Workshop unter der Leitung von Martin Neubauer, Heinz Vogel und Erich Wolff (WIFI), Hans-Peter Zankl und Alexandra Sallmutter-Schanner (bfi) wurde ausprobiert und gezeigt, wie neuste Technologien bereits erfolgreich in der Praxis der Erwachsenenbildung integriert sind. In einer zunehmend digitalen Welt ist es unerlässlich, PädagogInnen und Bildungseinrichtungen dabei zu unterstützen, innovative Technologien sinnvoll einzusetzen, um die Lernprozesse von Erwachsenen zu optimieren. Ganz nach dem Motto „Bridging the Gap“ wurden die neue Methoden, deren mögliche Anwendungsbereiche und die notwendigen Anforderungen für den erfolgreichen Einsatz in der Praxis der Erwachsenenbildung diskutiert.
Der Tag der Weiterbildung 2023 wurde heuer im Rahmen der Reihe „Erwachsenenbildung neu denken“ durchgeführt. Entlang der zentralen Themen gestaltet das Bildungsnetzwerk Steiermark kooperativ mit den Bildungseinrichtungen und dem Bildungsressort diese Reihe, initiiert vom steirischen Bildungslandesrat Werner Amon. Ziel ist ein breiter, lebendiger Diskurs und aus dessen Ergebnissen – auch im Rahmen des europäischen Jahres der Kompetenzen – bis Ende Mai 2024 eine „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“ abzuleiten und die Erwachsenenbildung als gleichberechtigten Teil in der Bildungslandschaft zu präsentieren. Die Diskussionen und das Neudenken der Erwachsenenbildung im Kontext der Digitalisierung im Rahmen dieses Tages der Weiterbildung 2023 werden hierzu sicherlich einen wesentlichen Teil beitragen.
Für Kerstin Slamanig, Geschäftsführung des Bildungsnetzwerks Steiermark, ist das kooperative Miteinander die Basis für die erfolgreiche Entwicklung der steirischen Erwachsenenbildung: „Das zeichnet die Erwachsenenbildung aus und das wird auch ein zentraler Schlüssel in der Bewältigung der Polykrise und der künftigen Herausforderungen – auch rund um das Thema Digitalisierung – sein.“
Ohne das kooperative Zusammenwirken wären weder eine „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“ noch eine Veranstaltung wie der Tag der Weiterbildung sinnvoll realisierbar und in diesem Sinne: Danke an Philipp Blom für seine großartige Keynote, an Birgit Aschemann (CONEDU), Karin Reisinger (Weiterbildungsakademie Österreich wba), Christine Magerl (Katholisches Bildungswerk), Kathrin Karloff (Bildungsforum Mariatrost), Hans-Peter Zankl, Alexandra Sallmutter-Schanner, Nikolaus Flucher (bfi Steiermark), Martin Neubauer, Heinz Vogel, und Erich Wolff (WIFI Steiermark) für das Einbringen ihrer Expertise in den Arbeitsgruppen und Diskussionen. Danke an Petra Rudolf, die uns professionell moderierend durch die Veranstaltung geführt hat und an das Bildungshaus Schloss Retzhof für die Gastfreundschaft und das schöne Ambiente für den Tag der Weiterbildung, danke an die zahlreichen TeilnehmerInnen aus der Erwachsenenbildung für ihr Kommen und die offenen Diskussionen sowie last but not least vielen Dank an die Mitarbeiterinnen im Bildungsnetzwerk Steiermark für die Planung und Umsetzung der Veranstaltung.