Presseinformation: Wir werden zu wenig gehört! | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Presseinformation: Wir werden zu wenig gehört!

Dezember 2022

Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember

Wir werden zu wenig gehört!
Gerade anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung, dem 3. Dezember, gilt es einmal mehr in Erinnerung zu rufen: Kein Mensch darf aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden – in keinem Lebensbereich und vor allem nicht in der Bildung. Doch gerade hier gibt es trotz vieler Bemühungen nach wie vor Barrieren, wie sich etwa am Beispiel gehörloser Menschen zeigt. „Ob räumliche oder digitale Barrierefreiheit, ob einfache Schrift oder barrierefreier Kletterpark, die steirischen Erwachsenenbildungseinrichtungen sind bemüht, Barrieren für Menschen mit Behinderungen abzubauen und den Zugang zu Weiterbildung niederschwellig zu ermöglichen“, weist Kerstin Slamanig, Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerks Steiermark, auf eine grundsätzlich positive Entwicklung in diesem Bereich hin. Dennoch gibt es nach wie vor so manche Hürde zu überwinden, wie sich am Beispiel von gehörlosen Menschen zeigt.

Sarah Radojičić, Landesleiterin des steirischen Landesverbandes der Gehörlosen, bezeichnet die Teilhabe an Angeboten in der Erwachsenenbildung sogar als eine der „größten Barrieren“ für gehörlose Menschen: „Die Dolmetschkosten sind oft sehr hoch und werden nicht finanziell unterstützt, wenn die gehörlose Person bereits eine Berufsausbildung absolviert hat.“ Hohe Kosten, die weder für gehörlose Menschen (rund 1.000 Personen in der Steiermark) selbst noch für Bildungseinrichtungen zu stemmen sind.

Daraus resultiert: Tausende Weiterbildungsangebote für gehörlose Menschen de facto nicht möglich
Etwas, das Marcella Rowek aus ihrer Praxis als Leiterin des Referats für Bildung und Öffentlichkeitsarbeit im Frauenservice Graz nur zu gut kennt. „Förderungen für Gebärdendolmetschung zu bekommen, stellt sich immer wieder als Problem heraus. Etwa im Fall einer gehörlosen Frau, die einen Workshop zum Thema Gewaltprävention und Zivilcourage bei Gewalt an Frauen besuchen wollte.“ Für diesen Bereich, so der Informationsstand, ist keine Förderung vorgesehen, weil der Workshop „weder eine berufsbezogene Weiterbildung noch eine so genannte „lebensnotwendige“ Beratung war“, betont Rowek – und weiter: „Damit sind gehörlose Menschen von einer Fülle an Bildungsangeboten de facto ausgeschlossen.“

Die jüngsten Bemühungen zur Unterstützung seitens des Sozialministeriums begrüßt man in der
Erwachsenenbildung ausdrücklich, weist jedoch auch auf die ungleiche Behandlung für Teilnehmende und für die Einrichtungen in der Erwachsenenbildung hin. „Das Sozialministerium investiert künftig mehr in die Ausbildung im Bereich Gebärdendolmetsch und will die Unterstützung für Menschen mit Behinderung aufstocken – allerdings gibt es diese Unterstützung wieder nur fokussiert auf die berufliche Teilhabe“, erläutert Kerstin Slamanig und bedauert, dass damit für Einrichtungen das Offerieren sehr schwierig und letztlich für Gehörlose der Zugang zu tausenden interessanten Bildungsangeboten weiterhin mit Barrieren verbunden ist.

Retzhof ist Österreichvorbild
Als österreichweites Vorbild in Sachen Barrierefreiheit bei Erwachsenenbildungseinrichtungen gilt übrigens das steirische Bildungshaus Schloss Retzhof. Dort wird bereits auf der Startseite der Website die Barrierefreiheit zum Thema gemacht. Es gibt Erläuterungen, die gut zu finden und zu verstehen sind, wichtige Informationen werden auch als Gebärdensprach-Videos zur Verfügung gestellt.

Im Seminarprogramm macht eine Markierung mit Piktogrammen deutlich, für welche Zielgruppen der jeweilige Kurs offensteht. Und auch vor Ort ist Barrierefreiheit bis in den letzten Winkel gedacht – unter anderem wird diese sogar in Teilbereichen des Kletterparks umgesetzt. „Chancengerechtigkeit bedeutet Niederschwelligkeit im Zugang zu Bildungsangeboten und ist Grundlage für die generelle gesellschaftliche Teilhabe. Jede Hürde, die es dahingehend gibt, muss identifiziert und abgebaut werden“, mahnt Slamanig. Die Einrichtungen der Erwachsenenbildung möchten Angebote für alle Teilnehmenden so barrierefrei wie möglich halten, brauchen hier aber auch Unterstützung!

Bildungsangebote zum Thema Barrierefreiheit finden Sie unter https://erwachsenenbildungsteiermark.at/netzwerk/themen-und-projekte/barrierefreiheit/bildungsangebote-im-kontext-von-barrierefreiheit/
Mehr Informationen zum Thema Barrierefreiheit gibt es auf https://erwachsenenbildungsteiermark.at/netzwerk/themen-und-projekte/barrierefreiheit/

Kontakt und Rückfragen:
Mag.a (FH) Kerstin Slamanig | Geschäftsführung Bildungsnetzwerk Steiermark |
kerstin.slamanig@eb-stmk.at | +43 664 4186814 | www.erwachsenenbildung-steiermark.at
Mag.a Johanna Vucak | Pressearbeit
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