Weiterbildung im Ehrenamt – mit der Natur auf Du und Du
Für Helga Rachl, Geschäftsführung Berg- und Naturwacht Steiermark, wirkt Bildung einfach immer – und das für sie selbst und natürlich für die über 2200 Berg- und NaturwächterInnen, die in der Steiermark ehrenamtlich für Natur- und Artenschutz aktiv sind.
Sie sind Geschäftsführerin der Berg- und Naturwacht Steiermark. Was hat Sie dazu motiviert, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen?
Als ich die Ausschreibung für diese Position gesehen hatte, habe ich sofort eine neue und großartige Herausforderung für mich gesehen. Naturschutz ist heute wichtiger denn je und ich gestalte gerne aktiv in Bereichen, die gesellschaftlich und mir persönlich wichtig sind. Eine so große Organisation wie die Berg- und Naturwacht professionell zu modernisieren und zu leiten, ist schon eine extrem große Aufgabe und Verantwortung – ich bin überzeugt: Man wächst mit den Aufgaben, die man übernimmt.
Was macht die Berg- und Naturwacht eigentlich genau?
Die Berg- und Naturwacht ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts und Vollzugsorgan des Landes. Wir kontrollieren und dokumentieren den Status von über 460 Schutzgebieten und 680 Naturdenkmalen in der Steiermark. Die wichtigsten Aufgaben darüber hinaus sind die Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung für den Naturschutz und die Umsetzung von Artenschutzprojekten, zunehmend auch von großen Projekten im Vertragsnaturschutz für das Land Steiermark mit EU-Finanzierung. Für diese so vielfältigen Aufgaben sind in der ganzen Steiermark über 2200 Berg- und NaturwächterInnen ehrenamtlich im Einsatz.
Über 2200 Berg- und NaturwächterInnen in der Steiermark – was motiviert so viele Menschen, sich gerade hier ehrenamtlich zu engagieren?
An erster Stelle steht wohl die Suche nach einer sinnstiftenden Freizeitbeschäftigung. Immer mehr Menschen wandern gerne und haben dabei erkannt, dass der Druck auf die Naturräume stark angestiegen ist, da möchten sie dann selbst auch zum Naturschutz beitragen. Ich denke auch, dass es einige zusätzlich motiviert, dabei als behördlich bestelltes Organ eine besondere, offizielle Stellung einzunehmen. Neben dem Interesse an der Natur kommen manche auch wegen des sozialen Zusammenhalts zu uns – und bleiben, andere aufgrund der großartigen Weiterbildungsmöglichkeiten.
Weiterbildung spielt eine große Rolle?
Eine sehr große sogar! Alle Mitglieder erhalten als Basis für ihre Tätigkeiten eine grundlegende Ausbildung, die Naturschutzrechtliches, Grundlagen der Ökologie und natürlich auch des Geoinformationssystems des Landes umfasst. Das Aufsichtsorgan muss ja bei den Kontrollen immer genau wissen, ob es sich in einem Schutzgebiet oder außerhalb befindet und natürlich welche Pflanzen oder Tiere unter Schutz stehen, so können Standorte und Veränderungen dokumentiert werden. Nach einem Jahr gilt es dann eine Prüfung bei der Bezirksverwaltungsbehörde zu absolvieren.
Aber auch danach sind Berg- und NaturwächterInnen zu Weiterbildung verpflichtet, um up to date zu bleiben, denn sowohl rechtliche Grundlagen als auch wissenschaftliche Erkenntnisse und regionale Besonderheiten unterliegen ja einem permanenten Wandel. Grundlegendes bieten wir intern an, es gibt aber auch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, etwa mit der Naturschutzakademie Steiermark mit wirklich interessanten und vielfältigen Bildungsangeboten.
Was steht da am Programm?
Neben den Grundlagen und regionalen Updates für alle Berg- und NaturwächterInnen ist je nach den persönlichen Interessen Vertiefung und Engagement in sehr vielen Bereichen möglich, wie z.B. in der Gewässeraufsicht oder im Artenschutz – da stehen aktuell z.B. Spezialausbildungen zum Ameisenheger, in der Biber-Beratung, Fledermausschutz oder Schlangenschutz am Programm.
Eine eigene Weiterbildung für Schlangenschutz?
Das Wissen in der Bevölkerung, dass Schlangen auch im eigenen Hausgarten leben können, ist leider selten vorhanden. Menschen haben immer weniger Bezug zur Natur und da sind wir zuerst einmal mit Informationsgesprächen zur Bewusstseinsbildung gefragt. Dadurch ändert sich meist schnell der Blick auf die Reptilien von Angst hin zu Faszination und Bewunderung und die Tiere können bleiben, wo sie sich gerade befinden, in Gärten zum Beispiel. Heute wird ihr Lebensraum aber zunehmend eingeschränkt und da kommen die Tiere immer öfter ins Blickfeld bzw. dorthin, wo sie wirklich nicht bleiben können, wie z.B. in einem Badezimmer oder einem Liftschacht. Da braucht es dann speziell ausgebildete Personen mit behördlicher Erlaubnis, die geschützten Tiere einzufangen, um sie an Orte zu bringen, wo sie Lebensraum vorfinden. Hier arbeiten wir mit der Landeswarnzentrale zusammen und in der Spezialausbildung gilt es zuerst, sich breites Wissen zu allen Reptilien in der Steiermark und deren Lebensräumen aufzubauen, danach gehts in die Praxis und in den direkten Kontakt mit den Tieren: Wie fange, wie transportiere ich sie artgerecht und wo finde ich eine geeignete Stelle, um sie wieder in die Natur zu entlassen.
Und welche Bedeutung hat Weiterbildung für Sie ganz persönlich?
Ich könnte mir gar nicht vorstellen, mich nicht weiterzubilden – für mich ist Weiterbildung wie das tägliche Brot. Abgesehen von institutioneller Ausbildung, versuche ich permanent meinen Horizont zu erweitern. Bei der Berg- und Naturwacht wandern wir viel – und wissen Sie: meine Interessen können auch wandern! Begegnet mir Interessantes, dann vertiefe ich mich. Dabei ergeben sich immer wieder neue Perspektiven und erweitern meinen Blick auf die Dinge. Das macht mich zufrieden.
Bildung wirkt … einfach immer!
Weiterführende Informationen
Im Weiterbildungsnavi Steiermark finden Sie tausende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen. Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei! Hier finden Sie auch Informationen zu den Angeboten im Kontext von Natur, Umwelt und Klimaschutz und der Naturschutzakademie Steiermark.