Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten

Juni 2020

Unser Literaturtipp: „+ 2 Grad“ von Helga Kromp-Kolb und Herbert Formayer

Der Klimawandel wird nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unsere sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nachhaltig verändern. Kromp-Kolb und Formayer, sie zählen zu den bekanntesten KlimaforscherInnen Österreichs, erklären, warum bereits zwei Grad globale Erwärmung ein echtes Problem sind.

Die Symptome des Klimawandels können wir bereits wahrnehmen, sei es durch die Zunahme extremer Wetterereignisse, Umweltkatastrophen oder die messbare Verschiebung der Jahreszeiten.

Die Obstbäume blühen in Österreich heute im Durchschnitt etwa zwei Wochen früher ein als noch vor 40 Jahren, was bei Kälteeinbrüchen nun verstärkt Frostschäden verursacht – anhand vieler konkreter Beispiele und häufig gestellter Fragen („Werden meine Enkel noch Schi fahren können?“) zeigen die AutorInnen, welche Auswirkungen der Klimawandel in Österreich bereits mit sich gebracht hat, zeichnen die zu erwartenden Entwicklungen und machen sehr deutlich, warum nur 2 Grad globaler Erwärmung auch hier bei uns ein Problem darstellen. Nötig sind zum einen Anpassungen an den Klimawandel, zum anderen, und noch dringender, ist zu verhindern, dass die Erwärmung ungebremst fortschreitet, was sie tut, wenn nicht umfassend gehandelt wird.

Ja, der Klimawandel bringt eine ganze Palette von Veränderungen und Gefahren für unsere Umwelt, Ökosysteme, Flora, Fauna, neu Arten wandern zu, … doch auch unser soziales Miteinander ist in Gefahr. Die Folgen der Erwärmung verschärfen bereits bestehende soziale Probleme massiv, was sich symptomatisch beispielsweise in zunehmenden globalen Migrationsbewegungen bereits ankündigt, existenzbedrohende menschliche, wirtschaftliche und politische Katastrophen drohen weltweit.

Der Klimawandel ist nicht mehr nur als Forschungsgegenstand zu betrachtet, sondern als Aufforderung, Verantwortung zu übernehmen und an Lösungen mitzuarbeiten. Es reicht nicht aus, die Erwärmung technologisch zu bekämpfen. Wirtschafts- und Finanzsysteme sind völlig neu zu denken, um ein gutes Leben für alle innerhalb der ökologischen Grenzen unseres Planeten zu ermöglichen.

Aufgedeckt wird, dass Österreich vom Umwelt-Musterschüler zu einem Nachzügler in Bezug auf die Erreichung der Klimaziele zurückgefallen ist. Kromp-Kolb und Formayer gehen vorherrschenden Überzeugungshaltungen auf den Grund, die den dringenden Entwicklungen in Österreich und global entgegenstehen, um am neoliberalen Wirtschaftssystem festzuhalten. Vor den Vorhang geholt werden in diesem Buch aber auch innovative und inspirierende Persönlichkeiten, Initiativen, Netzwerke und nachhaltige Wirtschaftsunternehmen, die uns als Vorbilder gelten können.

Fazit: Eine absolute Leseempfehlung, Sie finden in diesem Buch die verschiedensten Aspekte des komplexen Themas Klimawandel übersichtlich und sehr gut zusammengefasst. Die LeserInnen erwarten wissenschaftlich fundierte, leicht lesbare Informationen, Fakten mit Österreichbezug und individuelle Anknüpfungspunkte zum Handeln. Ein warnendes Buch, das informiert und aufrüttelt, aber nicht apokalyptisch schockiert oder paralysiert, denn es bietet konkrete Lösungen und Handlungsaufforderungen an die Politik, die Wirtschaft und jede/n einzelne/n: „Wir müssen auf nichts und niemanden warten“, jede/r einzelne kann handeln. Jetzt – und die Aufgabe ist keine geringere, als unsere Welt zu retten.

Die AutorInnen: Die Autoren zählen zu den bekanntesten KlimaforscherInnen Österreichs. Helga Kromp-Kolb, Wissenschaftlerin des Jahres 2005, ist Universitätsprofessorin für Meteorologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Herbert Formayer ist Meteorologe und Klimaforscher an der Universität für Bodenkultur in Wien.

Noch ein Hinweis: Helga Kromp-Kolb hat am Tag der Weiterbildung „Demokratie-Umwelt-Bildung“ am 15. September im Steiermarkhof einen brillanten Vortrag darüber gehalten, warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten und dass der Erwachsenenbildung hierbei eine zentrale Rolle zukommt.

Bildungsnetzwerk Steiermark

Claudia Zülsdorff