Literatur zur aktuellen Bildungsforschung | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Literatur zur aktuellen Bildungsforschung

März 2021

Teilhabe, Zufriedenheit und Gesundheit: Zugang durch und mit Weiterbildung? Neue Perspektiven auf monetäre und nicht monetäre Effekte multidisziplinäre und multimethodische Zugänge im Diskurs

Monetäre und nicht monetäre Erträge von Weiterbildung

Josef Schrader, Alexandra Ioannidou, Hans-Peter Blossfeld (Hrsg.): Monetäre und nicht monetäre Erträge von Weiterbildung. Monetary and non-monetary effects of adult education and training. Springer 2020.

In den letzten Jahren ist es zu einem enormen Zuwachs an empirischer Forschung in der Erwachsenenbildung gekommen. Die Forschungsergebnisse zu Erträgen aus Weiterbildung sollen zum einen als Basis für die Förderpolitik zum andern zur Erhöhung der öffentlichen Aufmerksamkeit genutzt werden. Das erlangte Wissen (u.v.a. auch aus PIAAC) steigt zwar kontinuierlich an und umfasst heute bereits viele wesentliche Aspekte von Erwachsenenbildung im gesellschaftlichen Kontext, dem Anspruch auf eine steuerungsrelevante Basis, die etwa für Bildungsreformen oder strategische Planung genutzt werden könnte, genügen aktuelle Forschungen allerdings erst in Teilbereichen.

Dieser Band bietet einen guten Überblick zur aktuellen Entwicklung in der Bildungsforschung zu Wirkung und Ertrag von Erwachsenenbildung und stellt in zehn Beiträgen aktuelle Forschungszugänge und international vergleichende Ergebnisse vor. So wird z.B. als Wirkung beruflicher Weiterbildung eine Minderung der Sorgen der TeilnehmerInnen konstatiert, eine Auswirkung auf Gesundheit und Zufriedenheit konnte aber nicht festgestellt werden (vgl. Ruhose/ Thomsen/ Weillage Seite 107 ff). Wohlbefinden und gesundheitliche Aspekte rücken zugunsten von Karrierefortschritten mit zunehmendem Alter in den Vordergrund (vgl. Hoffmann/ Wiest/ Widany/ Kaufmann-Kuchta Seite 237 ff) und dass spezifische Weiterbildungsangebote die Teilhabe und aktiv gestalterische Teilnahme an der Gesellschaft fördern können, wird durch eine Untersuchung von Volkshochschulstatistiken in Bezug zu amtlichen Wahldaten aufgezeigt (vgl. Martin/ Reichart Seite 175 ff).

Die aktuelle Bildungsforschung zu Erwachsenenbildung im Blick zu behalten, ist für alle in der Branche Tätige essenziell und dies natürlich nicht nur, um die Arbeit der Erwachsenenbildung hinsichtlich fördergebender Stellen und in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Der vorliegende Band bietet dazu einen gute Gelegenheit, Einblick in die verschiedensten Forschungszugänge zu erhalten und ist sehr zu empfehlen.

Die Zusammenschau in diesem Band bietet

  • einen internationaler Vergleich zu Auswirkungen von verschiedenen Bildungsniveaus beim Eintritt in den Arbeitsmarkt im Hinblick auf Karriere und die künftige Teilnahme an Weiterbildung,
  • einen Vergleich der Erträge von früher vs. nachgeholter postsekundärer Bildung in den USA,
  • eine Untersuchung der Geschlechterungleichheiten in der Erwachsenenbildung und Arbeitsmarktchancen in Russland vor bzw. nach Ende der Sowjetunion,
  • eine Untersuchung langfristiger Arbeitsmarkterträge durch formale Erwachsenenbildung in Finnland,
  • eine Abschätzung der Effekte von Weiterbildungsteilnahme auf Zufriedenheit, Sorgen und Gesundheit in Deutschland,
  • eine Analyse zur Auswirkung von Weitebildungsbeteiligung auf die Auswirkung ehrenamtlichen Engagements in Deutschland,
  • eine Untersuchung zum Einfluss der politischen Bildung an Volkshochschulen auf die Wahlbeteiligung,
  • Weiterbildungserträge in Abhängigkeit unterschiedlicher Bildungsverläufe am Beispiel der Wahlbeteiligung als Facette politischer Partizipation in Deutschland,
  • eine Analyse zum Beitrag non formaler Bildungsbeteiligung für die Lebenszufriedenheit älterer Erwerbstätiger in Deutschland
  • und eine Längsschnittstudie zur Frage der Wirkung von beruflicher Weiterbildung in Bezug auf alltagsmathematische Kompetenzen Erwachsener.

Alle Artikel im Buch sind online auch einzeln beziehbar.

Und im Kontext anschließend: In der Erwachsenenbildungsforschung hat sich in den letzten Jahren viel getan, in Bezug auf die Wirkung non-formaler Bildung auf Gesundheit, Wohlbefinden, Teilhabe und die aktive Beteiligung in der Gestaltung unserer Gesellschaft besteht aber noch Forschungs- und Diskussionsbedarf. Unter der Einbeziehung der Ergebnisse der BeLL Studie (BeLL – Benefits of Lifelong Learning 2011-2014) sowie aktuellen Untersuchungen der Volkshochschulen Österreich, welche eine Erhöhung der individuellen Zufriedenheit und Gesundheit durch Teilnahme an Weiterbildung konstatieren, liegt für uns nahe: Wir brauchen den offenen Diskurs, der Überlegungen darüber einschließt, ob die eigentliche Kraft und Wirkung non-formaler Erwachsenenbildung auf Individuen und die Gesellschaft nicht gerade in einer expliziten Loslösung der Betrachtung von wirtschaftlichen Erfordernissen und in der Freiwilligkeit der Teilnahme an Weiterbildung zu finden sind.

Bildungsnetzwerk Steiermark

Claudia Zülsdorff