Wert und Qualitäten der Erwachsenenbildung | Bildung für Erwachsene in der Steiermark

Wert und Qualitäten der Erwachsenenbildung

November 2019
Martin Bauer, Martin Neubauer, Kerstin Slamanig, Ursula Lackner, Hannes Galter, Joachim Gruber

Über 60 TeilnehmerInnen aus der Erwachsenenbildung diskutierten am 22. Oktober, dem Tag der Weiterbildung 2019, im Bildungshaus Retzhof die verschiedensten Aspekte von Qualitäten in der Erwachsenenbildung.

Erklärtes Ziel: einen gemeinsamen Prozess zur Entwicklung eines Qualitäten-Katalogs der Erwachsenenbildung auf den Weg zu bringen, um Erwachsenenbildung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung entsprechend ihrer tatsächlichen Potenziale, die weit über die direkte wirtschaftliche Verwertung hinausgehen, sichtbar zu machen.

Landesrätin Ursula Lackner begrüßte

Bildungslandesrätin Ursula Lackner

Bildungslandesrätin Lackner begrüßte die TeilnehmerInnen zum Tag der Weiterbildung 2019 herzlich im Retzhof und betonte die Bedeutung dieser Veranstaltung, die sich auf der Basis guter Vernetzung mit den Organisationen der Erwachsenenbildung in der Steiermark etabliert hat.

Was macht Qualität in der Erwachsenenbildung für die Gesellschaft aus? Was Menschen bewegt, ist in einem hohen Ausmaß geprägt durch Bildung und die Bereitschaft zu lebensbegleitendem Lernen. Lebensbegleitendes Lernen befähigt Menschen, ihren Platz in der Gesellschaft zu haben, an ihr teilzuhaben und sich anderen Menschen zuzuwenden. Dies ist kein punktueller Nutzen von Erwachsenenbildung, aus der sofortige Verwertbarkeit ableitbar ist, bedeutet aber mittel- bis langfristig einen sehr hohen gesellschaftlichen und individuellen Nutzen.

Die Steiermark zeichnet eine enorme Vielfalt in der Erwachsenenbildung aus, in die der neue Monitoring-Bericht der Steirischen Erwachsenenbildung erste Einblicke ermöglicht. Um konstruktiv sozusagen „aus dem Vollen“ schöpfen zu können, bedarf es der Definition von Gemeinsamkeiten in der Erwachsenenbildung – gemeinsamer Leitlinien. Hierfür finden wir – als Basis für weitere gemeinsame Entwicklungen von maßgeschneiderten Angeboten für die BildungskundInnen – in der LLL Strategie 2022 des Landes Steiermark gemeinsame Handlungsfelder definiert.

Karl Kalcsics im Gespräch mit dem Moderator Günter Encic (links im Bild)

Diskussionen zu den Qualitäten

Den Einstieg in die Diskussion zu den Qualitäten der Erwachsenenbildung bot Karl Kalcsics mit einem Vortrag über den Wert von Erwachsenenbildung, denn nach den formalen Professionalisierungsschritten der Erwachsenenbildung innerhalb der letzten 20 Jahre, in denen Bildungsorganisationen sich mit Qualitätsmanagement-Systemen auseinandergesetzt haben, das Ö-Cert als bundesweit anerkennendes Qualitätszeichen eingeführt wurde und ErwachsenenbildnerInnen sich heute in klar definierten Berufsbildern bewegen, stellten wir uns im Rahmen des Tages der Weiterbildung folgende Fragen: Was macht Qualität in der Erwachsenenbildung für uns persönlich, was für BildungskundInnen und Organisationen, was für unsere heutige und zukünftige Gesellschaft aus?

Silvia Göhring (ISOP), Martin Neubauer (WIFI), Martina Platter (Katholisches Bildungswerk), Anna Thaller (Bildungshaus St. Martin)

Am Podium diskutierten Martin Bauer (VHS), Hannes Galter (Urania), Silvia Göhring (ISOP), Martin Neubauer (WIFI), Martina Platter (Katholisches Bildungswerk) und Anna Thaller (Bildungshaus St. Martin). Einigkeit herrschte darüber, dass Erwachsenenbildung keineswegs nur die „kleine Schwester“ der Schule ist, sondern einen eigenen, wichtigen, gesellschaftspolitischen Auftrag hat, in der Qualifizierung für die Wirtschaft ebenso, wie als Nahversorger für allgemeine Erwachsenenbildung in der Community Education.

Als Qualität der Erwachsenenbildung besonders hervorgehoben wurde das flexible Reagieren der Erwachsenenbildung auf individuelle Bildungswünsche und aktuelle Bedarfe in der Gesellschaft und das hohe Vertrauen, das Bildungsorganisationen bereits entgegengebracht wird.

Martin Bauer (VHS), Hannes Galter (Urania)

Und was gilt es zu tun, um die Qualität zu halten bzw. noch zu verbessern? Auch hier waren die Ansätze vielfältig, z.B.: das Soziale, das Miteinander in der Erwachsenenbildung bewusst stärker zu leben und zu fördern, das formale Qualitätsmanagement der Organisationen besser in die direkte Bildungsarbeit transferieren, in vielen Bereichen KundInnen stärker in die Entwicklung neuer Angebote einzubinden, die TrainerInnen laufend durch gute Weiterbildungen zu stärken, … uvm.

Vertiefende Diskussionen in drei Arbeitsgruppen

Michaela Marterer (STVG)

Eine Suche nach Gestaltungsspielräumen durch sichtbar gemachte Qualität

Leitung: Michaela Marterer, Steirische Volkswirtschaftliche Gesellschaft

In dieser Arbeitsgruppe wurden die Diskussionen vom Vormittag vertieft und es ging darum herauszuarbeiten, welche inhaltlichen Qualitäten die Erwachsenenbildung auszeichnen, denn genau diese gilt es in den Vordergrund rücken, mit dem Ziel einen gemeinsamen Prozess zur Entwicklung eines Qualitäten-Katalogs auf den Weg zu bringen.

Als besondere Qualitätskriterien der Erwachsenenbildung wurden z.B. die Breite der Angebotslandschaft, die Niederschwelligkeit und Barrierefreiheit (für alle) von Angeboten, die große Erfahrung bei der Auswahl von TrainerInnen, die Mobilität – hier besonders die Erreichbarkeit von Bildungsangeboten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Spezialisierungen im Angebot für BildungskundInnen und die Orientierung an good-pracitce, also das vernetzte voneinander Lernen der Organisationen, diskutiert.

Heinz Wittenbrink (FH Joanneum)

Kompetenzaufbau und Qualitätssteigerung im Umgang mit der Digitalisierung in der Erwachsenenbildung
Leitung: Heinz Wittenbrink, FH Joanneum

Die Digitalisierung beschäftigt die Erwachsenenbildung auf vielen Ebenen, etwa organisationsintern in der Administration, in den verschiedenste Methoden in der Lehre, in der Weiterbildung von ErwachsenenbildnerInnen und natürlich im Marketing, in der Kommunikation nach außen und der Zielgruppenerreichung. Ziel der Arbeitsgruppe war, gemeinsam curricular festzuhalten, mit welchen Schwerpunktsetzungen ein Kompetenzaufbau im Umgang mit der Digitalisierung in der Erwachsenenbildung unterstützt werden könnte. Vorab wurde festgestellt, dass herkömmliche Methoden in der Bildungsarbeit nicht 1:1 in digitalen Lernformen transformiert werden können und daher prinzipiell an neuen Konzepten zu arbeiten ist. Auch bedarf es einer intensiven Auseinandersetzung mit didaktischen Überlegungen darüber, welche Inhalte sich für digitale Vermittlung eignen, welche hingegen nicht.

Als essenziell für Kompetenzaufbau in der Erwachsenenbildung wurden die Bereiche Policy, das Kennenlernen und der Umgang mit Technik und Tools, die digitale (Zielgruppen)-Kommunikation und Textarbeit, hervorgehoben.

Der Weg einer Weiterbildung in den Nationalen Qualifikationsrahmen

Informationen und Diskussionen zum Nationalen Qualifikationsrahmen

Leitung: Udo Bachmayer, NQR-Koordinierungsstelle und Monika Kil, Mitglied der Steuerungsgruppe zum NQR für die Verbindungsstelle der Länder

Nach einer allgemeinen Präsentation des Nationalen Qualifikationsrahmens und damit verbundener Chancen sowie dem Nutzen für den Erwachsenbildungsbereich, konnten die TeilnehmerInnen anhand von Praxisbeispielen die für eine Zuordnung von Qualifikationen aus der Erwachsenbildung erforderlichen Schritte erfahren und ausprobieren, bzw. sich an einer Diskussion mit dem Ziel einen „Themenspeicher für die Weiterentwicklung des NQR“ im Sinne der allgemeinen Erwachsenenbildung teilnehmen.

Hier finden Sie die Präsentationsunterlagen der NQR Koordinierungsstelle, weitere Informationen zum Nationalen Qualifikationsrahmen sind unter https://www.qualifikationsregister.at/ zu finden.

Moderation: Günter Encic

Vielen Dank

Unser großer Dank gilt Günter Encic, der als Moderator professionell und mit viel Humor durch den Tag der Weiterbildung begleitet hat. Wir bedanken uns herzlich den ReferentInnen, DiskutantInnen, den LeiterInnen der Arbeitsgruppen und natürlich den zahlreichen, aktiven TeilnehmerInnen am Tag der Weiterbildung. Vielen Dank für die vielfältigen und auch kritischen Diskussionsbeiträge, die Anregungen, die vielversprechenden Ansätze zur kooperativen Weiterarbeit und die vielfältigen Statements zu den Qualitäten in der Erwachsenenbildung …

… ein Ausblick

Hannes Galter und Kerstin Slamanig (Bildungsnetzwerk Steiermark)

Uns im Bildungsnetzwerk Steiermark geht es nun in weiterer Folge besonders darum, die Chancen der Erwachsenenbildung in der gesellschaftlichen Weiterentwicklung entsprechend ihrer tatsächlichen Potenziale, die weit über die direkte wirtschaftliche Verwertung hinausgehen, sichtbar zu machen. In diesem Sinne möchten wir auf Basis der Beiträge der TeilnehmerInnen am Tag der Weiterbildung, der Diskussionsbeiträge, der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und der individuellen Rückmeldungen außerhalb der Veranstaltung einen gemeinsamen Prozess zur Entwicklung eines Qualitäten-Katalogs der Erwachsenenbildung auf den Weg bringen.

Ziel ist, der Erwachsenenbildung im öffentlichen Bewusstsein jenen Stellewert zu geben, der ihr zusteht, denn unstrittig ist, dass Lebensbegleitendes Lernen individuell, wirtschaftlich wie auch gesamtgesellschaftlich bedeutsam ist und die Erwachsenenbildung in diesem Kontext eine zentrale Rolle einnimmt.

Für Rückfragen

Bildungsnetzwerk  Steiermark
bildungsnetzwerk@eb-stmk.at | +43 316 821373

Claudia Zülsdorff | claudia.zuelsdorff@eb-stmk.at | +43 316 821373-21

Pausengespräche …

Der Tag der Weiterbildung wurde in einer Kooperation des Bildungsnetzwerk Steiermark mit dem Land Steiermark durchgeführt.