Zukunft Umweltbildung und Naturschutz
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Erwachsenenbildung neu denken“ wurden am 31. August 2023 in einer Kooperationsveranstaltung des Bildungsnetzwerks Steiermark mit dem Nationalpark Gesäuse neue Lösungsansätze zu aktuellen Herausforderungen in der Umweltbildung diskutiert.
Die Klimakrise, das Artensterben und der Verlust der Artenvielfalt sind die größten Herausforderungen der heutigen Zeit. Klimaschutz, Biodiversität, Umweltschutz und Umweltbildung werden heute oft in einem Atemzug genannt und dies, obwohl Ziele und Ansprüche in vielen Bereichen von Gegensätzen und auch Konflikten (v.a. in Umfang und Ausprägung der Flächennutzung) geprägt sind. Es geht um mehr als den Schutz einzelner Arten, ändern wir nichts, vernichten wir unsere eigene Lebensgrundlage.
Kerstin Slamanig, die Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerks Steiermark, begrüßte im Nationalpark Pavillon zur Veranstaltung „Zukunft Umweltbildung und Naturschutz“, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Erwachsenenbildung neu denken“ dazu eingeladen hatte, organisationsübergreifend und kooperativ nach Lösungsansätzen zu aktuellen Herausforderungen in der Umweltbildung zu suchen und schickte gleich eine Warnung mit: „Wir haben in diesem drängenden, gesellschaftsrelevanten Themenfeld der Naturvermittlung nicht die Zeit, alleine auf Bildungsprogramme für unsere Jüngsten, die Kinder und Jugendlichen, zu bauen. Wichtig ist, auch in großer Breite verstärkt Erwachsene zu erreichen!“
„Wir müssen die Menschen jetzt wieder für die Natur begeistern und bewusst machen, dass wir Menschen sie zum Leben und Überleben brauchen“, betonte auch Herbert Wölger, Geschäftsführer des steirischen Nationalparks, die Dringlichkeit professioneller Naturvermittlung. „Nur was ich kenne, halte ich auch für schützenswert“, untermauerte Wölger auch die spezielle Wahl des Veranstaltungsortes – den Nationalpark Gesäuse – und damit die Unerlässlichkeit, Menschen bewusstseinsbildend verstärkt hinaus in die Natur zu bringen. Jetzt gelte es diese sichtbar zu machen, die Menschen für die Angebote zu begeistern und gleichzeitig deren Bewusstsein für den Naturschutz und die Bedeutung der Artenvielfalt zu stärken. Deshalb seien Veranstaltungen wie dieses Netzwerktreffen, wo verschiedene Organisationen und InteressenvertreterInnen sich austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen, ganz besonders wichtig.“
Diskussion aktueller Herausforderungen
In der Erwachsenenbildung ist uns bewusst: „Bildung wirkt“. Bildung funktioniert in den vielfältigen Begegnungen, doch die hohe Vermittlungskompetenz in der Erwachsenenbildung kann noch viel stärker genutzt werden. Daher wurden für diese Veranstaltung aktuelle Herausforderungen in der Naturvermittlung aufgegriffen, um erste konkrete Lösungsansätze zu formulieren und mögliche Umsetzungsschritte für die Zukunft zu diskutieren.
Die Erhöhung der Sichtbarkeit und Wertigkeit von Naturvermittlung
Erwachsenenbildungseinrichtungen, Nationalparks, Naturparks, Naturschutzorganisationen, Firmen, Vereine, Einzelpersonen … Naturschutz und -vermittlung sind an vielen Orten in unterschiedlichster Ausprägung verankert. Allen gemeinsam ist: Es gilt die Angebote und die Wertigkeit der Naturvermittlung sowohl organisationsintern, als auch im allgemeinen Bewusstsein, zu erhöhen.
Beispiele diskutierter Lösungsansätze: Naturschutz und Klimaschutz gehen Hand in Hand, was aber nicht heißt, dass die beiden Begriffe auch das Gleiche bedeuten. Besonders wichtig wäre, die beiden Begriffe zu entflechten und für alle Menschen transparent zu machen, um somit dem Naturschutz in der breiten Diskussion und auch medial jenen Raum zu geben, der dringend erforderlich ist. Darüber hinaus gilt es nachhaltige Vernetzung zu forcieren, sowohl die verschiedensten im Kontext aktiven Organisationen, die Jägerschaft und Fischerei, als auch die regionalen Betriebe.
Notwendige Kooperationen und Erreichung neuer Zielgruppen und MultiplikatorInnen
Schnell wurde auch in dieser Diskussion deutlich: Naturvermittlung wird in einem äußerst heterogenen Feld realisiert, die Erreichung neuer Zielgruppen steht aber generell im Fokus. Daher werden strukturierte Vernetzung der unterschiedlichen AkteurInnen und gemeinsame, regionale Veranstaltungen zur wechselseitigen Zielgruppenerreichung als zielführend erachtet.
Beispiele diskutierter Lösungsansätze: Vernetzung und Kooperationen! Neben der regionalen Vernetzung wurde z.B. eine längerfristig geplante, kooperative Schwerpunktsetzung zu Umweltbildung in großen Bildungseinrichtungen (z.B. VHS, Urania) überlegt, die als erster Schritt intern und in Folge nach außen wirken könnte. Auch eine kooperative Konzeption von Weiterbildungen zur Unterstützung von TrainerInnen als MultiplikatorInnen und NaturvermittlerInnen wurde angedacht.
Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement im Kontext Naturvermittlung
Fest steht, dass professionelles Qualitätsmanagement in allen Organisationen immer wichtiger wird, auch weil zunehmend Förderungen der öffentlichen Hand daran gebunden sind. Nachgewiesene Qualität ist selbstverständlich kein bürokratischer Selbstzweck, im Fokus steht immer transparent hochwertige Naturvermittlung für die KundInnen – die TeilnehmerInnen an der Naturvermittlung. Aber: Die Finanz- und Personalressourcen für professionelles Qualitätsmanagement sind hoch und die aktuelle Projektorientierung in der Finanzierung fokussiert auf die inhaltliche Ausrichtung der Tätigkeiten ohne Möglichkeiten, laufendes Qualitätsmanagement nachhaltig zu finanzieren.
Beispiele diskutierter Lösungsansätze: Zielführend wäre das Bereitstellen grundlegender Informationsleistungen über die Möglichkeiten von Qualitätsnachweisen (von Maximallösungen, wie dem Erlangen des Ö-Cert bis hin zu Mindestanforderungen, um die Förderwürdigkeit zu erlangen bzw. zu erhalten) und praktikable Möglichkeiten eines Qualitätsnachweises (v.a. der pädagogischen Qualität) für Organisationen und Betriebe, welche sich nur zu einem kleinen Teil in der Umweltbildung engagieren. Auch eine Unterstützung der öffentlichen Hand zum Einstieg in professionelles Qualitätsmanagement wird als wichtig erachtet.
Was uns freut: Land forciert Initiativen in der Umweltbildung
Naturvermittlung und Naturschutz können nur durch gemeinsame Maßnahmen in einem starken Interessen-Netzwerk und mit dem nötigen politischen Rückhalt gelingen und nachhaltig wirksam sein. Einen wichtigen Schritt dahingehend hat Bildungslandesrat Werner Amon im Rahmen der von ihm initiierten Veranstaltungsreihe „Erwachsenenbildung neu denken“ bereits gesetzt und die Themen Nachhaltigkeit und Umweltbildung zu zentralen Schwerpunktthemen der Erwachsenenbildung ernannt. „Klimaschutz ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen unserer Zeit – umso wichtiger ist es, Naturschutz und Umwelt als zentrales Bildungsthema auch in der regionalen Erwachsenenbildung zu verankern. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, dass Einrichtungen aus Naturschutz und Erwachsenenbildung gemeinsam an Kooperationsmöglichkeiten arbeiten und die erarbeiteten Ergebnisse in die ‚Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung‘ einfließen werden“, so Werner Amon, Landesrat für Europa, Internationale Angelegenheiten, Bildung und Personal.
Vielen Dank an Herbert Wölger, Bernhard Remich, Angelika Haas und Martin Hartmann für ihre Inputs und die professionelle Leitung der Arbeitsgruppen und vielen Dank an Denise Reiter für die geführte Wanderung im Nationalpark, die uns die Gelegenheit zu vertiefenden Gesprächen der andiskutierten Lösungsansätzen geboten hat. Danke allen TeilnehmerInnen für die fokussierten Diskussionen und vielen Dank an den Nationalpark Gesäuse für die großartige Kooperation!
Wir sind zuversichtlich, dass die Veranstaltung „Zukunft Umweltbindung und Naturschutz“ nicht als abgeschlossen, sondern vielmehr als gemeinsamer Start für nachhaltige Vernetzung und beginnende Kooperationen im Sinne einer starken und nachhaltigen Umweltbildung und für den Naturschutz verstanden werden kann.
Impressionen zur Veranstaltung „Zukunft Umweltbildung und Naturschutz“
Die Veranstaltung der Reihe „Erwachsenenbildung neu denken“ auf Initiative des Bildungsressorts wurde im Rahmen von „Bildung wirkt“ kooperativ mit der Steirischen Erwachsenenbildung und vom Bildungsnetzwerk Steiermark durchgeführt.
Für Kooperationen und Ideen sind wir offen, wir freuen uns auf Ihre Rückfragen und Anregungen: