Präsentation der Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung
Mit der Präsentation der „Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung“ wurde eine neue Ära in der steirischen Erwachsenenbildung eingeläutet. Ein historischer Tag für die steirische Erwachsenenbildung!
Ein Jahr nach dem Start der Reihe „Erwachsenenbildung neu denken“, wurden nun mit der „Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung“ die Ergebnisse der landesweiten Veranstaltungen und der engagierten Zusammenarbeit von Vertreterinnen und Vertretern der Erwachsenenbildung der Politik übergeben, der Öffentlichkeit präsentiert und mit einem Festakt im Steiermarkhof auch gebührend gefeiert.
Bildungslandesrat Werner Amon und Hannes Galter, Vorstandsvorsitzender des Bildungsnetzwerks Steiermark, unterzeichneten in diesem Zusammenhang eine Absichtserklärung, in der der unbedingte Wille, die Steirerinnen und Steirer für lebensbegleitendes Lernen zu begeistern und den Zugang zu Bildung für alle so niederschwellig wie möglich zu halten, als gemeinsames Ansinnen der steirischen Erwachsenenbildung und des Landes Steiermark festgehalten ist.
Unterzeichnung der Absichtserklärung und Präsentation der Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung
Fotos © Julian Tatzl
Amon, Initiator dieses Prozesses, sprach dabei von einem Freudentag und einem Meilenstein für die steirische Erwachsenenbildung. Und er untermauerte, alles daran zu setzen, dass möglichst viel aus der „Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung“ in die Realität umgesetzt wird. Denn: „Eine Wissensgesellschaft lebt davon, dass sie sich weiterbildet. Daher braucht es eine starke und gleichgestellte Erwachsenenbildung. Mit dieser Erklärung haben wir nun ein gelungenes und wichtiges Werk für die Bildungslandschaft in der Steiermark in Händen“.
Und das ist, so Hannes Galter, angesichts der Herausforderungen, denen sich die Gesellschaft heute gegenübersieht – Globalisierung, Digitalisierung, Migrationsbewegungen usw. – wichtiger denn je. Wie gut die Menschen letztlich nämlich mit diesen Herausforderungen zurechtkommen, hänge von ihrem Wissen, ihren Kompetenzen, ihrer Bildung ab. Die Erwachsenenbildung als größter Bereich und längste Phase im Bildungswesen nehme dahingehend natürlich eine essenzielle Rolle ein. Galter nannte es einen wichtigen und richtigen Schritt, sich 25 Jahre nach der „Grazer Erklärung“ in einem intensiven Arbeitsjahr mit Fragen wie „Was leistet die Erwachsenenbildung und was könnte sie leisten?“ „Welche Ressourcen sind dafür notwendig?“ oder „Wie lassen sich Menschen für lebenslanges Lernen begeistern?“ zu beschäftigen. Galter: „Der kooperative Prozess an dem neben Vertretern der Erwachsenenbildung auch Gemeinden und Experten wie etwa der Historiker, Autor und Journalist Philipp Bloom oder die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann teilgenommen haben, hat zu einem erstaunlichen Ergebnis geführt, das nun vorliegt.“
Galter ging auch auf die Frage der Verantwortung in Sachen Bildung ein, die zwar beim Einzelnen liegen würde, letztlich sei es aber doch die Aufgabe der Öffentlichkeit – von der Gemeinde bis hin zur EU – für ein entsprechendes Bildungsangebot zu sorgen. Aber auch die Einrichtungen der Erwachsenenbildung würden diesbezüglich natürlich Verantwortung tragen; an ihnen liege es, qualitätsvolle Bildung zu bieten. Zudem müsse auch die Wirtschaft mit ihren Sozialpartnern mit ins Boot genommen werden – ebenso wie Schulen, Universitäten sowie die öffentlichen und privaten Medien. Galter: „Wichtig ist es nun, gemeinsam und nicht in Konkurrenz, auf Basis dieser Erklärung an der Weiterentwicklung der steirischen Erwachsenenbildung zu arbeiten.“
Einen ersten wichtigen Schritt in Sachen Umsetzung hat Bildungslandesrat Werner Amon für die nahe Zukunft bereits angekündigt: „Wir werden noch vor dem heurigen Herbst eine eigene Projektgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Erwachsenenbildung, dem Bildungsnetzwerk und der Verwaltung installieren. Es ist mir nämlich wirklich ein großes Anliegen, die Erwachsenenbildung zu unterstützen; sie wird einen wesentlichen Teil der Bildungsarbeit ausmachen.“
Zum Thema Umsetzung fügte Galter als zentralen Punkt die Ernennung und Bestimmung von zentralen Personen vor Ort hinzu. Denn: „Gerade in den Regionen braucht es die so genannten ,Kümmerer‘; Menschen also, die das Zusammenspiel von Bevölkerung, Gemeinden, Vereinen, Bibliotheken usw. koordinieren und damit auch die Arbeit der Erwachsenenbildung erleichtern.“
Kerstin Slamanig, Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerks Steiermark, nannte rückblickend die wichtigsten Stationen auf dem Weg zur „Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung“ und verwies darauf, dass der Startschuss dafür eigentlich bereits im September 2022 beim Fest zu „20 Jahre Bildungsnetzwerk Steiermark“ gefallen ist. Damals hatte Landesrat Werner Amon in seiner Rede erstmals die „Steirische Erklärung der Erwachsenenbildung“ erwähnt. Danach ging es eigentlich Schlag auf Schlag. Sie erläuterte, dass in diesem europäischen Jahr der Kompetenzen die Qualität und Kompetenzen der steirischen Institutionen und Organisationen mehr als unterstrichen werden. Bereits im Mai 2023 gab es die Auftaktveranstaltung zu „Erwachsenenbildung neu denken“ und in der Folge steiermarkweite Veranstaltungen wie beispielsweise das ARGE-Netzwerktreffen zur „Finanzierung von Erwachsenenbildung“ oder „Regionale Erwachsenenbildung neu denken“, mit dem Gemeindebund und der Landentwicklung Steiermark, „Zukunft Umweltbildung und Naturschutz“ in Kooperation mit dem Nationalpark Gesäuse, die Online-Veranstaltung „Basisbildung und grundlegende Bildungsabschlüsse“ oder den „Tag der Weiterbildung im Kontext der Digitalisierung“ im Bildungshaus Retzhof. Die Geschäftsführerin: „Besonders hervorzuheben ist dabei das partnerschaftliche Miteinander, das bei all diesen Veranstaltungen spürbar gewesen ist – ein denkbar guter Start für die nächsten Jahre und Jahrzehnte.“
Beim Festakt, der Dank gütigem Wettergott bei herrlichen Frühsommertemperaturen im Freien stattfinden konnte, blickte Bildungsexperte Peter Härtel, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Bildungsnetzwerks Steiermark, auf die Erfolgsgeschichte der steirischen Erwachsenenbildung zurück, die vor 25 Jahren mit der „Grazer Erklärung“ begann – einer Zeit, als es noch kein Bildungs-Ressort im Land gab – und nannte Meilensteine wie die Gründung des „Bildungsnetzwerks Steiermark“ im Jahr 2002 oder die Einführung der ersten interaktiven Seminar- und Kursdatenbank Österreichs im Internet, die dann zum heutigen „Weiterbildungsnavi“ weiterentwickelt wurde. Ganz wesentlich war auch der Auf- und Ausbau der anbieterneutralen Bildungsberatung, die ja eines der Hauptanliegen der „Grazer Erklärung“ darstellte. Österreichweit einzigartig waren und sind die Programme zur Qualitätsentwicklung und Zertifizierung, die vor allem auch kleineren Organisationen den Weg zu einem formalen Nachweis und zum Ö-Cert ebneten und ebnen. Auch die Strategien zu LLL und BBO, die unter wesentlicher Einbindung des Erwachsenenbildungsnetzwerks entwickelt wurden, gehören zweifelsohne zu den Meilensteinen. All das sind Beispiele für Maßnahmen, durch die die Steiermark stets eine Vorreiterrolle innerhalb der österreichischen Erwachsenenbildungslandschaft eingenommen hat.
Dass diese Vorreiterrolle mit der nun vorliegenden „Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung“ wieder sehr stark sichtbar wird, darüber waren sich die Bildungsexperten unisono einig. Dazu Galter: „Tragen Sie die Erklärung über die Erwachsenenbildung und die Steiermark hinaus, um ein ähnliches Aufsehen zu erregen wie vor 25 Jahren.“
Für die mehr als 100 Festgäste, darunter Vertreter der Erwachsenenbildung, Mitglieder und Partnerorganisationen sowie Interessierte, die es sich nicht haben nehmen lassen, bei diesem historischen Moment für die steirische Erwachsenenbildung mit dabei zu sein, haben Bildungsnetzwerk-Vorstandsvorsitzende Hannes Galter und Michaela Marterer, Geschäftsführerin Steirische Volkswirtschaftliche Gesellschaft, schließlich die „Forderungen der Steirischen Erwachsenenbildung“ verlesen. Herrlicher Sonnenschein, feine musikalische Begleitung und beste kulinarische Versorgung boten den idealen Rahmen dafür, sich beim gemütlichen Beisammensein fachlichen auszutauschen – ein Tag, getragen von viel Motivation und Optimismus für die Zukunft der steirischen Erwachsenenbildung, die mit der festlichen Präsentation der „Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung“ eingeläutet wurde.
Als sichtbares und nachhaltiges Zeichen für diese spürbare Aufbruchstimmung und das Bekenntnis zur Weiterentwicklung der steirischen Erwachsenenbildung, wurde im Steiermarkhof der „Baum der Erwachsenenbildung“ gepflanzt.
Impressionen vom Abschlussfest zur Reihe „Erwachsenenbildung neu denken“ und der Präsentation der Steirischen Erklärung der Erwachsenenbildung
Fotos © Julian Tatzl