Zum Weltalphabetisierungstag 2021: Wie steht es um die Basisbildung?
Nicht die nächsten zwei Wochen, aber die nächsten zwei Jahre werden entscheidend sein: 2022/23 wird die nächste Studie über Grundkompetenzen von Erwachsenen durchgeführt. Die aktuelle Förderperiode der Initiative Erwachsenenbildung läuft aus. Ein Appell zur besonderen Rolle der Basisbildung in Hinblick auf die Überwindung aktueller Krisen:
Lesen, Schreiben, Rechnen und der Umgang mit Alltagstechnologien sind Fähigkeiten, die wir mehrmals täglich, meist unbewusst, ausführen. Rund eine Million Menschen in Österreich haben Schwierigkeiten damit und sind im Privatleben wie im Beruf eingeschränkt.
Der Weltalphabetisierungstag am 8.September macht jedes Jahr auf die persönlichen, aber auch gesellschaftlichen Probleme, die damit einhergehen, aufmerksam. Durch die letzte PIAAC-Studie wissen wir, dass vor allem Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss und Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache betroffen sind. Nichtsdestotrotz haben auch 11,8% der in Österreich geborenen Menschen mit deutscher Erstsprache Nachholbedarf (Statistik Austria 2013, S. 40).
Aktuelle Sensibilisierungsmaßnahmen und -aktionen
Diese hohen Zahlen schockieren. Um das Thema „angreifbarer“ für die Bevölkerung aufzubereiten, gibt es regelmäßig öffentlichkeitswirksame Initiativen: In den vergangenen Monaten wurde z.B. durch das Projekt Campus Basisbildung ein Blog in der Online-Ausgabe von Der Standard ins Leben gerufen. In vier Beiträgen wird über die Lebenssituation von Menschen mit geringer Basisbildung berichtet und aufgezeigt, was Basisbildung leisten kann.
Die Zentrale Beratungsstelle für Basisbildung und Alphabetisierung sammelt jedes Jahr auf ihrer Website Aktionen zum Weltalphabetisierungstag. Dieses Jahr ist z.B. das Film- und Fotoprojekt „Die Mutmacher*innen* der Kärntner Volkshochschulen darunter, wo „fünf Menschen berührende Einblicke in ihre Lebenswelt“ geben. Die Ausstellung wird am 08.09. am Neuen Platz in Klagenfurt eröffnet.
Basisbildung in der Steiermark: Lernen, was man braucht
Glücklicherweise gibt es Angebote für alle, die ihre Kompetenzen auffrischen oder Versäumtes nachholen wollen. Basisbildungskurse können eine Vorstufe zum Nachholen von Abschlüssen sein, sind aber nicht nur für niedrigqualifizierte Personen gedacht – jede/r ist willkommen! Der große Vorteil gegenüber schulischen Maßnahmen liegt in der individuellen Gestaltung von Lernplänen. Im Fokus steht, was gebraucht wird.
Basisbildung und das Nachholen des Pflichtschulabschlusses werden in der Steiermark über zwei Programme gefördert: die Initiative Erwachsenenbildung und Zukunft.Bildung.Steiermark (Links zu näheren Informationen).
Eine tagesaktuelle Übersicht zu Bildungsangeboten in der Steiermark steht auf der Website des Bildungsnetzwerks zur Verfügung:
Darüber hinaus informiert das Alfatelefon (betrieben durch die Zentrale Beratungsstelle für Basisbildung und Alphabetisierung) österreichweit über aktuelle Angebote: 0800 244 800
Wie geht es weiter?
Die aktuellen Bildungsangebote laufen, bedingt durch den Förderzeitraum, noch bis Ende des Jahres bzw. Anfang 2022. Die Rahmenbedingungen für die 4. Programmperiode der Initiative Erwachsenenbildung (ab 2022) wurden noch nicht veröffentlicht. Dass die Fortführung von niederschwelligen Basisbildungsangeboten notwendig ist, steht dabei außer Frage:
Im Rahmen des Projekts „In Bewegung II“ hat Peter Stoppacher festgestellt, dass Menschen mit geringer Basisbildung ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko haben und häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen tätig sind, z.B. als Hilfskräfte oder sogenannte „Neue Selbstständige“. Der Arbeitsmarkt erholt sich derzeit wieder, für eine Fortführung der positiven Entwicklung sind jedoch gut ausgebildete Fachkräfte wichtig.
In den letzten Monaten hat sich, nicht zuletzt bei der Impfdiskussion, auch die Relevanz von Medienkompetenz gezeigt. Fake News als solche zu erkennen und über Filterblasen hinaus zu denken fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt ebenso wie Politische Kompetenz. Auch diese Felder sind Themen der Basisbildung. Es bleibt zu hoffen, dass ihr Wert zur Bewältigung aktueller Krisen auch politisch erkannt wird.
Im Rahmen der Förderprogramme werden regelmäßig Kennzahlen erhoben. Die PIAAC-Studie, die erstmals einen differenzierten Blick auf den Kompetenzstand von Erwachsenen ermöglichte, liegt jedoch schon 10 Jahre zurück. Wie es derzeit um die Basiskompetenzen steht, werden wir in zwei Jahren erfahren: Die PIACC-Studie wird 2022/23 wieder durchgeführt. Nähere Informationen zur Umsetzung der PIAAC-Studie in Österreich: Statistik Austria
Informationen, Anregungen und Netzwerkthemen
Auf der Website des Bildungsnetzwerks finden Sie grundlegende Informationen zum Thema Basisbildung, aktuelle Projekte aus dem Netzwerk und hilfreiche Links für die Praxis >
Wenn Sie Anregungen für Erweiterungen haben oder etwas im Netzwerk diskutieren möchten (z.B. Ideen für Sensibilisierungsaktionen), freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme!